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Deutschland, Hotelwelten, Irrwitz im Detail

Viele Jahre versuche ich inzwischen schon, meine seltsame Liebe zu Hotels zu ergründen. Weniger zu Fünf-Sterne-Hotels, Luxus geht immer, Luxus lässt sich außerordentlich einfach toll finden, das muss nicht erklärt werden. Ich meine eher die Zuneigung zum Hotelgefühl. Kurz überschlagen kenne ich durch meine Vortragsreisen ungefähr 150 deutsche Hotels, die meisten davon sind Vier-Sterne-Hotels. Wer Deutschland kennenlernen will, sollte in ein Vier-Sterne-Hotel gehen. Dort findet sich die größte qualitative Spreizbreite, von wrackigen, ärgerlichen Absteigen bis zu Hotels, die nur deshalb keine Fünf Sterne tragen, weil das eine bestimmte Klientel von der Buchung abhalten würde, den normalen Geschäftsreisenden, den Vizeabteilungsleiter, den Jahreswagenfahrer, der in seinem mittelständischen Unternehmen übrigens das deutsche Bruttosozialprodukt irgendwie überraschend unabhängig von politischen und finanziellen Krisen erwirtschaftet und schon deshalb großen Respekt verdient hat.

Dass bei Vier-Sterne-Hotels so große Diversität zu finden ist, hängt auch damit zusammen, dass die Hotelklassifizierung ihre Wurzeln erkennbar in den 1960er Jahren hat und nur, sagen wir, recht behutsam aktualisiert wurde. So finden sich wunderbar anachronistische Relikte darin:
• ein Stern erfordert unter anderem „Tisch und Stuhl“ im Zimmer, und – ja! – ein Telefax am Empfang.
• für zwei Sterne muss das Hotel „Leselicht am Bett“, „Duschgel oder Schaumbad“ sowie „Kartenzahlung“ anbieten.
• drei Sterne (die häufigste Hotelklassifizierung in Deutschland) bekommt ein Hotel, das neben anderen Kriterien wie „Nähzeug“ auch einen „Systematischen Umgang mit Gästebeschwerden“ vorweisen kann.
• bei vier Sternen muss vorhanden sein: ein „Internetterminal“, eine „großzügige Ablagefläche im Bad“ und „Hausschuhe auf Wunsch“.
• für fünf Sterne schließlich braucht ein Hotel „Körperpflegeartikel in Einzelflakons“ sowie einen Wagenmeisterservice.

Schlagt mich, gebt mir Tiernamen, aber in meiner Welt gelten Hausschuhe auf Wunsch selbst in Kombination mit einer großzügigen Ablagefläche im Bad nicht unbedingt als konsistente Qualitätskriterien. Was aber macht die Hotels, die ich besucht habe, die vielen, vielen unterschiedlichen Vier-Sterne-Hotels, so – ich traue mich das mal so zu nennen – liebenswert?

Es ist, davon bin ich inzwischen überzeugt, die Mischung aus Verlässlichkeit und Irrwitz. Auch das eine grandiose Parallele zu Deutschland, übrigens: wie in Deutschland ein Busfahrplan an der Haltestelle befestigt ist, da steht, der Bus kommt um 14:07, und dann kommt er um 14:07. Verlässlichkeit. Und wenn er nicht kommt um 14:07, auch nur eine Minute später, dann darf man sich aufregen. Und niemand findet etwas dabei, sich aufzuregen, sich beim Busfahrer oder auf Twitter zu beschweren, zu spät ist zu spät, ob eine Minute oder eine Stunde, da darf man sich in Deutschland hauptamtlich aufregen. Irrwitz. Um diese Verlässlichkeit trotz des Irrwitz zu schätzen, muss man wahrscheinlich mal in Bolivien (nichts gegen Bolivien, ein wunderbares, unterschätztes Land, aber eben anders) erlebt haben, wie der Bahnhofsvorsteher mit ernster Miene verkündet, der nächste Zug käme Dienstag. Und wann genau? Dienstag halt, der geneigte Reisende könne jedoch einen der Jungs dort drüben bezahlen, die ins Hotel flitzen würden, wenn der Zug käme.

Die Verlässlichkeit des Vier-Sterne-Hotels äußert sich darin, dass man schon nach kurzem Training, zwanzig, dreißig Übernachtungen, das Standardzimmer kennt, als wohnte man Jahre darin. Die Schließkarte vor die Tür gehalten, Klick, offen, der Zentralschalter gleich linkerhand, rechts der Flurspiegel mit Garderobe, zwei Schritt weiter die Tür zum Bad, wo auf knapp fünf Quadratmetern eine halbe Tonne Ziermarmor verbaut ist, die Wand über dem Waschbecken stets flächig verspiegelt, eine Aufstellkarte hält zum Schutz der Umwelt an, Handtücher sollen doch bitte mehrmals verwendet werden, rückwärts wieder hinausgetaumelt in das Flürchen, das türlos übergeht in den Schlafbereich, gleich links an der Wand, etwas zu hoch angebracht die Bedienung der Klimaanlage, die man sofort ausschalten muss, wenn einen das laute Rauschen stört, außer man hat das Zimmer neben dem Lift erwischt, dann ist auch schon alles egal, an der linken Wand die Bettanlage, ein nicht helles und nicht dunkles Holz umfasst Nachttische, Konsolen, Betten und führt zur Fensterfront, die gesichert ist vor Licht und Lärm mit einem speziellen Vorhang aus einem nur in Fachgeschäften zu kaufenden, so genannten „Verdunklungsstoff“, speziell gewoben dafür, dass unterhalb einer Supernova kein Licht durchdringt und sich eine laute Hupe durch ihn hindurch wie eine leise Hupe anhört. Gegenüber vom Bett im gleichen Holz das Schreibtischchen, übergehend in den Fernsehschrank, darunter die Minibar, Rotwein, Flaschenöffner und Chips im offenen Fach darüber, die teppichbezogene Kofferablage, ein Flügelschrank, der wiederum übergeht in die Spiegelgarderobe vom Anfang.

Das Vier-Sterne-Hotel ist (neben dem Alkohol) der Alkohol des Geschäftsreisenden, seine dämmerige Gleichförmigkeit macht ihn vergessen, in welcher Stadt er ist und warum, für diese paar Stunden zwischen der abendlichen Feuchtakquise mit Petersen vom Einkauf, dem er unbedingt noch einen Wartungsvertrag (24 Monate) dazuverkaufen muss um das Jahressoll zu schaffen, und dem morgendlichen Frühstück am Buffet zwischen welligem Käse und englischen Bohnen in zuckriger Tomatensoße, die noch niemals jemand gegessen hat, die vermutlich nur wegen irgendeiner internationalen Buffetklassifizierung dort liegen und braunrot stundenlang über der Ethanolflamme einkochen. Das ist also die Verlässlichkeit des Vier-Sterne-Hotels, das Deutschland entspricht, das einfach funktioniert, nicht so gut, dass man glücklich würde, aber doch so gut, dass es eine Unverschämtheit wäre, sich zu beschweren. Außer der Bus kommt zu spät.

Der Irrwitz des deutschen Vier-Sterne-Hotels dagegen – und wohl der eigentliche Grund für meine seltsame, kratzige Liebe zum Hotel – der Irrwitz liegt im Detail. Nicht immer nur im Detail natürlich, ich erinnere an die Disco-Dusche, die aus purem Irrwitz besteht. Aber das verlässliche, gleichförmige Hotelzimmer birgt stets Merkwürdigkeiten auf den dritten Blick. Die folgenden, aktuellen Beispiele stammen aus einem Hotelzimmer in Bielefeld mit sehr freundlichem Personal, wie so oft. Wahrscheinlich haben irgendwelche griesgrämigen Journalisten in den 1990er Jahren so oft „Servicewüste Deutschland“ in ihre griesgrämigen Artikel geschrieben, bis das deutsche Hotelgewerbe in toto beschlossen hat, ihren Angestellten eine ständige, ausdauernde, offensive Freundlichkeit in die Köpfe zu pressen. In zehn Jahren Hotelerfahrung habe ich zwei oder drei Mal Unfreundlichkeit des Personals erlebt. Aber dafür sehr oft Unfreundlichkeit von Gegenständen: zurück ins Bielefelder Vier-Sterne-Hotel.


Es fängt mit der stillen Anschuldigung an, die in den Kleiderbügeln wohnt. Die Bügel haben diese Antidiebstahlvorrichtung, sie lassen sich nur in die speziellen Bügelhalter an der Stange einhängen, statt eines normalen Hakens ist da ein Pinöppel. Der Hotelbügel ohne Haken ist der passiv-aggressivste Gegenstand des Planeten. Wer klaut bitteschön Bügel? Ich weiss nicht, zu welcher Zeit oder ob überhaupt jemals Bügelklau in Deutschland in Mode war, ich weiss nur, dass ich mir regelmäßig vornehme, Hotelbügel mit Pinöppel kaputtzumachen oder in einen Mülleimer zu schmeissen. Ich lasse mich doch von einem ordinären, kastrierten Hotelbügel nicht als potenzieller Dieb beschimpfen! Ich will Eure dämlichen Scheißbügel gar nicht, habt Ihr verstanden? Meine Hotelbügel-Aggression, das habe ich festgestellt, ist übrigens die gleiche wie meine Aggression gegen komplizierte DRM-Maßnahmen in Musikdateien, beide vermögen in bestimmten Momenten, eine dunkle Wut aufsteigen zu lassen, bei der ich beim besten Willen nicht mehr für die Sicherheit anwesender Alkoholika garantieren kann.

Der Irrwitz in diesem Detail ist nicht leicht zu entdecken. Gut, die Klobigkeit des Design von dieser Badewannenarmatur wirkt wie von Kim Il Yong für Kim Il Yong gestaltet. Diese zahnbelagfarbenen Plastikgnubbel, dieses Alltagsobjekt, das erahnen lässt, warum in der ersten großen deutschen Science-Fiction-Serie, Raumschiff Orion, die Ausstattung der Kommunikationszentrale des Raumschiffs aus unveränderten Badezimmergerätschaften bestand, da wurde in einen Duschkopf hineingesprochen.

Tatsächlich aber offenbart sich die volle Packung erst in der Benutzung, denn oben auf dem Wasserhebel dieser Armatur ist links eine blaue Fläche und rechts eine rote. Und das heisst? Dass die Drehung nach links heisses Wasser fliessen lässt und nach rechts kaltes. Exakt andersherum, als man erwartet. Und das absichtlich, denn der Wasserhahn am Waschbecken funktioniert ebenso. Purer, deutscher Irrwitz, diese besondere Ausprägung, bei der man sich fragt: es ist meine Erwartung, die völlig verquer ist? Oder ist es das System? Deutscher Qualitätsirrwitz funktioniert genau so, dass man sich ständig fragt, ob man nicht vielleicht doch selbst verrückt ist.

Ich hatte länger einen Albtraum, von dem ich dachte, es wäre allein mein Privatalbtraum. Er geht so: ich wache in einer normal scheinenden Welt auf, alles ist wie immer, gewohnt, normal, nachvollziehbar. Und dann – BÄM – muss ich an einem winzigen Detail erkennen, dass ich offenbar in einer Scheinwelt lebe. Manchmal ist es nur ein Detail wie ein Türknauf, der auf der Seite der Türscharniere angebracht ist, aber alle finden es normal. Manchmal ist es ein Detail, dass bei der Ampel die mittlere Farbe nicht orange ist, sondern lila, und alle anderen finden es normal. Es ist zum schreien, dass niemand schreit. Ein Horrortraum, eingesperrt in eine so gewohnt erscheinende Simulation der Normalität, ein Detail nur, das verrät, dass ich in einem völlig unberechenbaren Paralleluniversum gefangen sein muss. „Was hast du denn nur, Ampeln sind doch immer lila?“.
Wie gesagt, ich dachte lange, das wäre mein Privatalbtraum. In Gesprächen habe ich festgestellt, dass es ein ausgesprochen häufiger Albtraum ist, vielleicht der deutsche Normalalbtraum. Es läge nahe. Und ein Wasserhahn, dessen einbauender Klempner offensichtlich konsequent so anders verschaltet ist im Gehirn als ich, ein Hotel, das diesen Umstand nicht ändert, weil sich offenbar kein Gast irritiert beschwert – das gerät schon verdächtig in die Nähe der lila Ampel.

Warum klebt man Punkte auf die Kronkorken der Flaschen in der Minibar? Gut, es handelte sich um Zimmer 114, das könnte die 14 erklären. Aber nicht den Grund für diese Klebepunkte. Welches Problem lässt sich so lösen? Ein Diebstahlproblem des Personals? Oder haben Gäste immer heimlich die Flaschen ausgetauscht? Man weiss es nicht, und vielleicht will man es auch nicht wissen, denn auch hinter diesem Detail könnte der Irrwitz verborgen sein. Immerhin denkt jemand hinter den Kulissen nicht daran, wie so etwas auf Gäste wirken könnte. Dass jede außerplanmäßige Veränderung und Verwirrung im Zusammenhang mit Lebensmitteln irgendwie verstörend daherkommt. Dass gleichförmige Zuverlässigkeit gerade hier besonders wichtig ist. Beschriftete Punkte auf Kronkorken, nun gut, die Flaschen sind ja auch von Colani gestaltet, da ist das Verstörungsmaximum sowieso schon erreicht.

Während Fünf-Sterne-Hotels tatsächlich in den meisten Fällen recht geschmackvoll eingerichtet sind, geht es in den Klassifizierungen darunter durchwachsen zu. Ich persönlich schätze die ehrliche Spanplattenhässlichkeit der Zwei-Sterne-Absteigen, in die ich ab und an gerate. Aber die Zimmer in Vier-Sterne-Hotels scheinen fast durchgehend gestaltet zu sein von Leuten, die gern in Musicals gehen und Siegfried & Roy für Stilikonen halten. So, als hätte man Elvis nach einer zermürbenden Entziehungskur zwölf Valium eingeflößt und ihn dann gezwungen, die Möbel, die Textilien und die Muster auszuwählen aus dem Wohnmagazin „1000 Jahre Wartezimmermöbel“. Das Vier-Sterne-Zimmer sieht oft aus, als wäre Graceland in Rente gegangen. Teppich an den Wänden, gülden verspiegelte Bettintarsien, eine polierte Messing-Attacke auf das Hirn des Reisenden. Eine flexibel schwenkbare Lampe an einen Spiegel zu montieren, dafür muss sich irgendjemand aktiv entschieden haben. Ebenso dafür, die gleiche Lampe nochmal neben dem Bett anzuschrauben. Die Botschaft, die solche Inneneinrichtungen transportieren – überall in der Bundesrepublik – kann nur eine sein: frage nicht nach dem Warum, Reisender, wenn überhaupt jemand den Grund weiss, wird es der deprimierendst vorstellbare sein. Vielleicht der Kern des deutschen Irrwitzes, der sich wie DNS findet in jedem Hotelzimmer und überall: die Frage nach dem Warum ist letztlich unstellbar.

Vielleicht das irrwitzigste Detail, vielleicht das Detail, das noch jede Disco-Dusche zum Fanal der Normalität erhebt. Ein kleiner Aufsteller mit einem kurzen Text, wie er sich ähnlich in fast jedem Hotel findet, weil sich so die Umwelt sparen und das Budget schützen lässt. Die Aufforderung, die Handtücher mehrfach zu verwenden.

Aber wie kommt sie hier daher. Als Studie getarnt, so erkennbar ausgedacht, dass man überlegt, ob es nicht ein Bundesamt für Studiensicherheit gibt, bei dem ein solcher Missbrauch des Begriffs „Studie“ meldepflichtig wäre. In einem Paralleluniversum mit lila Ampeln gibt es das sicher, aber hier, im normalen Vier-Sterne-Deutschland, muss man sich von einem Schild sagen lassen, dass drei von vier Gästen, dass 75% der Besucher des Zimmers bisher – laut laufender Studie! – ihre Handtücher mehrfach benutzt haben. Was für ein irrwitziger Appell, der zwischen sozialem Gruppendruck und Hörigkeit gegenüber der Studie, dem Hochamt der Technokratengesellschaft, daherkommt. Und wiederum diese schon pathologisch zu nennende, passive Aggression – „Wollen Sie wirklich zu den einen von vieren gehören, die die Umwelt im Alleingang schädigen, weil sie ihre Handtücher nur einmal benutzen wollen?“ Nebenbei übernachtet der durchschnittliche Geschäftsreisende so häufig nur einmal, dass die Zahl einfach nur ausgedacht sein kann. Völlig abgesehen davon, dass es absolut unvorstellbar ist, dass die Zimmerpflegefachkraft nach der Übernachtung ins Badezimmer geht, nachschaut, ob der Reisende „an der Studie teilgenommen“ oder das Handtuch in die Badewanne geschmissen hat, dann den Taschenrechner nimmt, das neue mathematische Verhältnis errechnet und schließlich auf einem neuen Schild einträgt: Zimmer 114, 76,2% Teilnehmer an der Studie.

Da lügt ein Schild im Namen der Umwelt also den Hotelgast dreist an, erzählt von der Teilnahme an laufenden Studien und Umweltprogrammen und ist auch sonst wie von Außerirdischen getextet. Das alles erklärt vielleicht nur ganz unzureichend meine seltsame Liebe zu Hotels, trotz meines Hangs zu Verlässlichkeit und Irrwitz. Aber vielleicht deutet es ja darauf hin, dass ich längst in einem Paralleluniversum lebe. Oder wir alle. Traut sich jemand, nach lilanen Ampeln zu schauen?

This Post Has 76 Comments

  1. Mir fehlt gerade die Quellenangabe, aber weitergehende Studien haben wohl erwiesen, dass sich Gäste durch ein Schild wie o.a. stärker motiviert fühlen, Handtücher mehrfach zu nutzen als durch „Wenn Sie die Umwelt schonen möchten…“. Die konkrete Umsetzung ist allerdings ein wenig zweifelhaft.
    Die „Einfach-Übernachtungs“-Hypothese kann ich nicht bestätigen. In meinem beruflichen Umfeld sind drei oder vier Übernachtungen pro Woche absolut üblich!

  2. Lieber Sascha!
    Ein großartiger Beitrag! Wortgewalt zu einem leicht absurden Thema, amüsant und gleichzeitig verstörend ob der gewählten Details. Und dazu auch noch Bilder, die einen doch etwas gruseln und dann an der deutschen Klassifizierungswut zweifeln lassen.
    Als ehemaliger Betreiber eines sehr schönen, erfolgreichen Hotels – das sich aber dieser deutschen/internationalen Sternewut und dem sicher in den sechziger Jahren verständlichen Gedanken, den unerfahrenen Reisenden zu informieren und sogar zu schützen, entzogen hatte – kann ich nur einwerfen, dass es trotz umfangreicher persönlicher Bauaufsicht, Architekten und Bauleitung der „deutsche Handwerker“ (und nicht etwa sein unterbezahltes polnisches oder welch Dumping-Baulohn-Wunderland Pendant man auch annehmen mochte) auch hier schaffte, Warmwasserleitungen stellenweise wahllos zu installieren, gerne übrigens auch für die Toilette. Ein Komfortgedanke, der den Gast wenig beeindrucken dürfte.
    Als Ergänzung dazu kann ich ein voreilig gebohrtes Abflussloch in der Mitte einer durchgängigen Edelstahlfläche der Hotelbar von 800 mal 80 cm anführen, leider völlig an der falschen Stelle, mittig, deutlich sichtbar und nicht zu kaschieren. Leider hätte für den Austausch die 100.000 Euro teure Barkonstruktion vollständig wieder ausgebaut und der Eröffnungstermin deswegen um 2 Wochen verschoben werden müssen… Der Kaffeemaschinen-Fachmann war der Ansicht gewesen, dass es sicher bei diesem Bau eines aufwändigen Boutiquehotels keine Pläne gab und er im Vorbeigehen sich selbst kurz überlegen sollte, wo die Kaffeemaschine zu stehen habe. Kaum vorstellbar für ihn, dass sich kluge Köpfe wochenlang Gedanken über Dinge wie Arbeitsabläufe und deren Optimierung in Zusammenhang mit den Designvorstellungen international renommierter Innenarchitekten machen. Unglücklicherweise wussten wir seine eigenen Überlegungen nicht zu schätzen und stritten monatelang mit seiner Versicherung, warum wir denn nicht einfach die Maschine an dieser Stelle stehen haben wollen, das sei ja schließlich völlig egal. Betonung auf völlig!
    Auch hier zeigt Deutschland und sein Rechtssystem übrigens seinen Hang zur Absurdität.
    Leider hinterlässt Dein Artikel bei mir die bohrende Frage über den Sinn der kleinen Klebepunkte auf den Produkten der Minibar. Bei aller Erfahrung komme ich zu keiner Lösung und muss nun mit einer Ungewissheit leben und der Erkenntnis, dass auch die intensivste Beschäftigung mit einem Berufszweig solche wahrscheinlich genialen Lösungsansätze nicht hervorgebracht hat. Vielleicht ein Grund, warum ich heute nicht mehr Hotelier bin…..

  3. Der Hintergrund der Klebepunkte ist einfach: Das Hotel will verhindern, dass man die Minibar leertrinkt und später mit billigen Kopien aus dem Getränkehandel in der gleichen Straße wieder auffüllt. OK, man mag darüber spekulieren, wie schwer es sein kann, die Klebepunkte abzulösen und auf die nachgekauften Flaschen wieder aufzukleben, aber das sei dahingestellt.

    Die Geisteshaltung dahinter kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen, ebenso wenig, wie ich verstehe, wie eine Stunde WLAN 9,50 € wert sein kann. Für das Geld kann ich mir die IP-Pakete mit einem Taxi billiger durch die Gegend fahren lassen.

  4. Vermutung: Mit den kleinen Aufklebern möchte man verhindern, dass Gäste die Minibar benutzen, aber dann die gleichen Getränke aus dem Supermarkt nebenan nachkaufen und die Bar selbst nachfüllen. Irrwitz halt.

  5. grandios…

    Die Klebepunkte sind für die Küchenbelegschaft von Bedeutung, dienen sie doch als Information, welcher Flasche in welcher Dosis welche Medikamente beizumischen sind. Hast Du nach dem Konsum lange geschlafen oder wurdest von einem Lampenladen der lila Ampeln erleuchtet ?

  6. Hotelkleiderschrankbügel als offline-DRM. So ist es. Was mich immer an den Rand des Irrsinns bringt, ist die Begrüßung durch den Fernseher. Man schießt die Tür auf, bzw. zieht die Karte durch den Schlitz (heißt das jetzt, man kartet die Tür auf?) und – presto! – das Licht geht automatisch an, der Fernseher dröhnt Fahrstuhlmusik und zeigt dazu auf einem Videotextbild „Herzlich Willkommen im $Hotelname, Frau @e13Kiki“. Direkt darunter steht dann, wie ich den Weckdienst einstellen kann, über die in aller Regel nicht funktionierende Fernbedienung, bei der die Gummipinöppel so abgenutzt und verklebt sind (vielleicht auch dank des Pay TV Angebots, man weiss es nicht und will es auch gar nicht so genau wissen), daß sich das Berühren dieses Gegenstands von selbst verbietet. Ich ziehe daher den Gerätestecker aus der Wand, was wiederum zu unangenehmen Fragen beim Auschecken führt. Alles ein Drama.

  7. Schöner Artikel.
    Zu dem „Normalitätsalptraum“ wäre die Lektüre von Philip K. Dicks „Ubik“ ganz interessant ;)

  8. Ich bin Teil der oft belächelten Randgruppe, die Rechtschaffenheit für eine stark unterbewertete aber umso wertvollere Tugend hält. Klauen kommt da nicht in Frage, und Kleiderbügel gehören zu den Gegenständen, bei denen der Verzicht auf diese Sünde besonders leicht fällt.

    Und doch habe ich mich unter dem Eindruck des vorwurfsvollen Blicks von derart gesicherten Aufhängern schon mal bei der Idee ertappt, einfach ein paar Pinöppel-Bügel mitzunehmen und mir die passenden Bügelhalter für zu Hause zu besorgen. Quasi als retrospektive Rechtfertigung.
    So könnte ich den Erfinder mit seinem Glauben an das Schlechte im Menschen vor einer Enttäuschung zu bewahren und ihm vielleicht einen Moment der Zufriedenheit zu verschaffen, die man verspürt, wenn man etwas ja „schon immer gewusst“ hat. Was tut man nicht alles aus Nächstenliebe!

  9. „die stille anschuldigung, die in den kleiderbügeln wohnt“. 3 x LOL-cat im ROFLhubschrabschrab.

    dass die DNA der menschen gene , sowohl vom raben als auch der elster aufweist, kann jeder anhand eigener erfahrung vermuten, daher sind die anschuldigung und das (versteckte) hämische grinsen der kleiderbügel, nicht ganz unbegründet.

    toller text.

  10. Ich glaube, der Bügelabsatz ist auch der für diesen Artikel meistzitierte bei quote.fm. Da hat wohl einer den Nerv vieler Vier-Sterne-Hotel-Bewohner getroffen.

    Man kommt ja auch erst auf die Idee, Kleiderbügel klauen zu können, wenn einem implizit die mögliche Absicht unterstellt wird.

  11. Muaahaaaa:) Lieber Sascha Lobo, auch wenn ich weiß, das Du die Posts an Deiner FB Wall nur selten liest, so habe ich doch die Hoffnung das Du meinen Comment hier liest. Ganz großartiger Beitrag. Ich biete Dir hiermit offiziell an: Du testest den Hotel Gräflicher Park, Nordrhein-Westfalen wann immer Du magst ( Anonym mit Mütze, wegen Iro) und im Nachhinein darfst Du mich ( Wie Du weißt, seit 1983 in der 4-5*S Hotellerie unterwegs) alles fragen was Du schon immer aus der Hotellerie wissen wolltest. Ich werde die alles ehrlich beantworten. Und aus dem Dialog machen wir ein Ebook:) Liebe Grüße Olaf :)

  12. Sehr genau beobachtet und gut beschrieben, Herr Lobo! Uebrigens werden in US-amerikanischen Hotels die benutzten Handtuecher grundsaetzlich in die Waesche getan, selbst wenn man sie gemaesz des mahnenden Faltkaertchens wiederverwenden moechte. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dasz das Zimmerpersonal dort so mies bezahlt wird, dasz die lieber gar nichts riskieren und sich erst recht nicht darueber Gedanken machen wollen, ob der Gast die Handtuecher ahnungslos schlampig oder vorsaetzlich umweltbewusst behandelt hat.

  13. …und Sie können sich nicht vorstellen, wie viele kleiderbügel tatsächlich gestohlen werden…und gläser…und fernseher…

  14. Nicht zu vergessen: Offenbar legt es eine auf „Hotels der Kategorie vier Sterne“ spezialisierte Badezimmerarmaturen-Mafia darauf an, uns bei der morgendlichen Toilette durch irrwitzige Bedienkonzepte zu verwirren und durch möglichst unpraktische Detaillösungen fertig zu machen. Da steht man dann jedes mal wie ein Idiot, halb blind, da ohne Brille, in der Dusche und wundert sich wo man drücken, ziehen oder drehen muss um a) das Wasser zu temperieren, was sowieso nie klappt, da es immer entweder zu kalt oder zu heiß kommt und b) den Wasserstrahl von Dampfstrahlerstärke auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Zwei Wasserhähne, einer für warm, einer für kalt und ein einfacher Duschkopf sind zu viel verlangt…

    Auch gerne genommen: Ein Waschtisch, der zwar in Schönheit stirbt, aber da aus rauhem Schiefer bestehend, auch nach ausgiebigstem Putzen durch eine notorisch unterbezahlte Reinigungskraft total verranzt aussieht, weil dort die Fusel des Putzlappens hängen bleiben, er mithin also nicht zu reinigen ist.

    Ein ewiges Rätsel ist mir auch, warum es die Hotelindustrie bisher nicht geschafft hat, die Bäder so zu belüften, dass man nach dem Duschen nicht das Bad mitsamt des Wohnbereichs eingenebelt hat. Laute Klimaanlagen können sie, aber diese auch mal ins Bad zu integrieren (was die Luft dort trocknen würde), das geht offenbar nicht, weil es nicht von der Sternekategorisierung verlangt wird.

    Ach ja, wenn dann noch jemand ein Hotel kennt, in dessen Bad sich der Duschkopf fixieren lässt und beim Duschen nicht ständig zur Seite wandert oder sich nach unten neigt…;-)

  15. Noch kein Kommentar (jedenfalls mit Suche nach dem Wort nicht gefunden), der erwähnt, dass dieser parallelweltenhafte Irrwitz ganz einfach mit einem Wort erklärbar ist? Bielefeld…

  16. Bin in meinem Leben bisher nicht nennenswert oft in Hotels gewesen, schon gar nicht in Deutschland, aber in Bielefeld kenne ich mich aus. Diese Beobachtungen habe ich gern gelesen. Der Wasserhahn ist geradezu ein Musterbeispiel für angewandten Diskordianismus.

  17. Klebepunkte
    Ich schätze die Klebepunkte werden im Getränklelager beim Bestücken des „Flurwagens“ aufgebracht, damit die polnische Raumpflege-Uschi keine Liste lesen muss. Nur noch die Flaschen mit der Zimmernummer gegriffen und rein in den Kühlschrank.
    Welche Flaschen rein müssen, bestimmt der brave vorherige Gast, der beim Auschecken sein Flaschenkonsum angab.
    Dies würde auch die einstellige Beschriftung erklären obwohl Zimmernummern i.d.R. 3-4 Stellig sind. Jede „Uschi“ beackert eben nur einen Flur, oder auch nur einen Teil, des Flures – somit erübrigt sich eine Etagenangabe.

  18. Kurios: Wollte vor 2 Wochen im NH-Hotel Hamburg ein Spiegelei haben, musste aber erst eine Erklärung unterschreiben, in der stand, dass das Hotel nicht für Krankheits-Keime auf der ungebratenen Seite haftet ?!?!?!?!

  19. Hallo –
    eine besondere Spezies sind auch jene Häuser die neuerdings den Kleiderschrank ganz abgeschafft haben, so letztens in Dresden. Mag ja akzeptabel sein für einen Eine-Nacht-Reisenden, der seinen Zweitanzug an die Garderobe hängen kann – aber wenn man wie wir eine Woche dort wohnen möchte ist das für die Garderobe eher kontra. Im Restaurant: Kein sächsisches Bier und schon gar nicht einer jener wunderbaren landestypischen Weíne. Befragt, wieso: Die Zentrale sitzt in Berlin und die bestimmt, was wir verkaufen müssen. Dortmunder Union in Dresden, und nebenan Radebeul.

    In einen Haus desselben Betreibers in Berlin war das Handwaschbecken in gestylten Bad rautenförmig und so schräg auf dem Trageboden vor dem Spiegel angebracht, dass kein Platz blieb um auch nur einen Zahnbecher abzustellen – zudem war der Wasserhahn so kurz, dass der Strahl die Hinterkante des Beckens traf und damit allenfalls die Fingerspitzen – Styling eines filmschaffenden Dekorateurs.
    Auf allen unseren Reisen, lieber Sascha, haben wir Unmengen von Eindrücken sammeln müssen, deren Behebung einen lächerlich geringen Aufwand bedingt hättee – woran aber niemand niemals wirklich ein Interesse zu haben scheint.
    Manchmal habe ich gedacht, das wäre doch ein toller Job: Ratgeber aus Gastsicht für funktionelle Einrichtung von Hotels. Dann hören vielleicht auch die Zimmermädchen auf früh morgens trotz des „Bitte nicht stören“-Schildes
    vor der Türe zu lärmen. Auf eine Beschwer bekam ich einmal die Antwort, dass sie ja nicht ins Zimmer kämen und „wie sollen wir denn unsere Arbeit machen?“ Eine (schall-)dichtere Türe wäre da schon eine kleine Hilfe….

    Gruß TwingoSen

  20. Habe mal ein Bier einer Hotelbar aufgemacht. Die Flasche durstig angesetzt und gierig getrunken, dann den Inhalt durchs Zimmer gepustet.
    Da hatte doch irgendein Schwein, die Pulle wieder gefüllt. Mit Wasser.
    Laut Rezeption komme das dort häufiger vor.
    WER MACHT SOWAS?

  21. Man sollte mal ausrechnen, ob es der Umwelt nicht mehr schadet, wenn man täglich ein neues Papierschild aufstellt, als wenn man einfach das Handtuch wäscht ;-)

    Und die Aufkleber auf den Flaschen hätte ich alle abgeknibbelt. Einfach nur so. Oder vertauscht… irgendjemand hätte ich damit sicher zur Weißglut gebracht ;)

  22. […] Deutschland, Hotelwelten, Irrwitz im Detail «Es fängt mit der stillen Anschuldigung an, die in den Kleiderbügeln wohnt. Die Bügel haben diese Antidiebstahlvorrichtung, sie lassen sich nur in die speziellen Bügelhalter an der Stange einhängen, statt eines normalen Hakens ist da ein Pinöppel. Der Hotelbügel ohne Haken ist der passiv-aggressivste Gegenstand des Planeten.» […]

  23. Endlich kann ich mal jemanden fragen der sich damit auskennt: hast Du jemals erlebt, dass diese Handtuch-Sache geklappt hat? Ich kann die so sorgfältig aufhängen wie ich will, meine werden trotzdem immer ausgetauscht.

  24. Hm. Das Problem des Hoteldiebstahls unterschätzt du wohl massiv.
    Mit hat mal der Concierge des 5-Sterne Hotels 4 Jahreszeiten erzählt, was da so geklaut wird: Alles. Ein Gast hat sich z.B. an der Rezeptionn einen Schraubenzimmer geholt, um die Lampen abzuschraube und später auf ebay zu verscherbeln. Bei einem 4 Sterne Hotel wird das nicht anders sein, nur dass da Kleiderbügel die Marge empfindlicher negativ beeinflussen.

  25. […] saschalobo.com: Sascha Lobo: Deutschland, Hotelwelten, Irrwitz im Detail Die Bügel haben diese Antidiebstahlvorrichtung, sie lassen sich nur in die speziellen Bügelhalter an der Stange einhängen, statt eines normalen Hakens ist da ein Pinöppel. Der Hotelbügel ohne Haken ist der passiv-aggressivste Gegenstand des Planeten. Wer klaut bitteschön Bügel? […]

  26. „Aber die Zimmer in Vier-Sterne-Hotels scheinen fast durchgehend gestaltet zu sein von Leuten, die gern in Musicals gehen und Siegfried & Roy für Stilikonen halten“. – und sich daheim gerne mit chippendale möbel (weiß) umgeben.

    entschuldigung, das soll jetzt hier kein product placement sein, aber ich möchte hier die unterkünfte einer hotelkette ausnehmen, die namentlich mit d beginnt, 6 buchstaben hat, und mit t endet. hier herrscht, meiner meinung nach, überwiegend eine unaufdringlich-angenehme wohlfühlästhetik vor. passiv-agressive pinöppels habe ich dort jedenfalls noch nicht gesehen. dafür aber immer ein großzügiges, variationsreiches frühstücksbufett. nur das mit dem internet, das ist auch da noch nicht zufriedenstellend gelöst. einfach zu teuer.

  27. Habe ich das überlesen, oder schreibt Herr Lobo wirklich nicht diese wichtige, naheliegende Sache, dass es den Hotels nicht um die Umwelt geht, sondern darum Wasser und Waschmittel zu sparen? Oder steht das irgendwo? Man kann doch keine Geschichte zu so einem Schild schreiben, ohne das zu erwähnen.

  28. „Die Schließkarte vor die Tür gehalten, Klick, offen, der Zentralschalter gleich linkerhand, rechts der Flurspiegel mit Garderobe, zwei Schritt weiter die Tür zum Bad…etc., etc.“

    Es gibt aber auch rechtsdrehende Zimmer. Dann ist alles haargenauso, nur andersherum. Ich glaube sogar, es gibt im Vier-Sterne-Bereich mehr rechtsdrehende als linksdrehende Zimmer. Aber das wäre ja auch mal eine Studie wert.

  29. Die texte sind mir alle zu lang. [edit: hier stand ein Link zu einer Ferienwohnung. So witzig ich finde, dass Spam inzwischen auch mit negativen Kommentaren unterwegs ist, so sehr lösche ich auch den Link hemmungslos weg.]

  30. Hat schon jemand die Bibel im Nachtschrank erwähnt?

    Das Umweltschutz-Schild in einem Hotel, in dem wir neulich waren, wurde eingeleitet mit dem Satz: „Wir wagen den Spagat!“. Danach dann das mit den Handtüchern auf dem Boden. Und ich rätsel bis heute, welcher Spagat da wohl gemeint war.

    Wir leben vielleicht alle in unserem eigenen Parallel-Universum. Das würde vieles erklären.

    Toller Text übrigens!

  31. Nachtrag: Das mit der Bibel. Ich frage mich immer, wer wohl abends nach getaner Arbeit denkt: „Ach. Wenn ich doch jetzt noch zum Einschlafen ein bisschen in der Bibel lesen könnte. Hey! Super, da ist ja eine!“

  32. Ich finde die neue Marotte an der Kasse gefragt zu werden „wollen Sie einen Kassenbon“ seltsam – Ich habe dann immer das Gefühl sie fragen „trauen Sie uns nicht?“

  33. Nun habt ihr mich gekriegt. Ich besitze einen Kleiderbügel, ich habe sogar mehrere, aber einer besitzt einen verräterischen Aufdruck der ganz klar darauf schliessen lässt das der Bügel vor langer Zeit, lang genug um die Umstände wie ich an diesen Bügel gekommen sind nicht mehr strafrechtlich verfolgen zu können, in einem ganz bestimmten Hotel seine Heimat hatte.
    Auch wenn ich nicht glaube mir jemand ernsthaft wegen dieser Sache etwas böses will, möchte ich zu meiner Entlastung und für meinen inneren Seelenfrieden darauf hinweisen das ich diesen Bügel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gegen einen anderen, mit mindestens gleicher Qualtität, ausgetauscht habe.

  34. Ich war gerade in so einem schicki-micki „art-deco Hotel“ in Miami/South Beach.

    Die hatten auch ein Schild mit dem Hinweis, man möge Handtücher mehrmals verwenden wegen der Umwelt.
    Daneben stand ein in Folie eingeschweißter Einweg-Plastikbecher, daneben eine in Folie eingeschweißte Zahnbürste, daneben zwei jeweils in Folie eingeschweißte Seifenstückchen…..

    Umwelt bewusst wie ich bin, habe ich alles ausgepackt, den Müll gehäuft und dem Hotel einen…äh… „deutschen“ Zettel über Umweltschutz, Profitmaximierung und Lügen geschrieben… :P

  35. Im Bezug auf Badezimmerarmaturen in Hotels (aber nicht nur dort) hat Max Goldt folgendes zu Papier („Wenn man einen weißen Anzug anhat“, S. 88) gebracht:

    Ich stehe in der Hotelbadewanne und studiere das, was der Sanitärfachmann Mischbatterie und der Laie Wasserhahn nennt. Ich drücke auf alles, wo man draufdrücken kann, schiebe alles nach oben, nach unten oder zurück, was man in seinen kühnsten Fantasien irgendwo hinschieben könnte, doch das Wasser strömt aus dem Wannenhahn, nicht aus dem Duschkopf. Ich wußte, daß dieser Tag einmal kommen würde, an dem es mir nicht gelingt, von Wannen- auf Duschbetrieb umzustellen, aber muß das gerade heute sein, wo ich um sieben Uhr morgens einen Zug erreichen muß? Resignierte Frauen sagen gern in bezug auf Männer: „Kennt man einen, kennt man alle.“ Gleichlautendes läßt sich über die Umschaltknöpfe nicht sagen. Kennt man einen, kennt man wirklich nur den einen.

    Herr Goldt hat recht.

  36. Grandios. Im Übrigen ist bei den verkehrt angeordneten Wassertemperaturfarben ja besonders frustrierend, dass man wider besseren Wissens die falsche Richtung betätigt. Immer. Genauso wie man bei mit „Drücken!“ beschrifteten Türen, liest, denkt „Häh? Drücken?? Achso!!!“ und dann grundsätzlich zieht…

  37. Anmerkung zum Aufsteller bzgl. Handtücher und Umweltschutz:

    Die Formulierung klingt ganz danach, als hätten die Hotelbetreiber eine Studie der Verhaltensökonomen Goldstein, Cialdini & Griskevicius aus dem Jahr 2008 gelesen. Diese können darin zeigen, dass mit einem Aufsteller mit so einem Text wirklich erreicht werden kann, dass Handtücher wiederverwendet werden. Nicht jeder macht sich nämlich da so viele Gedanken drüber, sondern lässt sich unterbewusst in seinem Verhalten von sog. (in diesem Fall exogen „vorgegaukelten“) sozialen Normen beeinflussen.

    Mehr zur Studie kann man hier nachlesen: http://csi.gsb.stanford.edu/room-viewpoint

  38. Die Haartrockner, bei denen man, damit sie funktionieren, ständig einen Knopf drücken muss, sind eine weitere Anschuldigung.

  39. Die Punkte auf den Kronkorken könnten evtl. dazu dienen, dass die Zimmerdamen das Mindesthaltbarkeitsdatum schneller erkennen.
    Könnte ich mir vorstellen, weiß es aber nicht genau.

  40. als fachfrau, die die hotellerie in- und auswendig kennt, habe ich sehr über den artikel schmunzeln müssen, sehr gut, sascha lobo!

    zu den kleiderbügeln und mehr:

    ganz oben auf der klauliste stehen kleiderbügel und bademäntel.

    verstärkt lassen hotels das logo weg, damit artikel unattraktiv werden für einen klau.

    es ist auch schon vorgekommen, dass im badezimmer alles demontiert und geklaut wurde – übrig blieben lediglich die wanne und das wc-becken.

    auf der wunschliste der klaujäger stehen z.b. auch die schuhputzautomaten – man stelle sich die akrobatik vor, diese auszubauen. so verschwinden auch zigarettenautomaten und große gemälde, alles schon vorgekommen. dagegen ist eine kleine fernbedienung oder die batterien daraus noch das kleinste übel.

    der bezifferte schaden in den hotels ist enorm hoch.

  41. Liebe Wellnesslady. Mir ist klar, dass von zwanzig Hotelgästen nur einer böse sein muss, damit das Jahres-Bügelkonzept eines Hotels völlig zusammenbricht. Aber das ist nicht mein Problem. Das soll meinetwegen eingepreist werden, je Übernachtung drei Euro Bügelpauschale, ich meine, es sind Vier-Sterne-Hotels, die sind ja nicht billig. Mir wäre es leicht drei Euro und auch vier oder mehr wert, nicht mehr derart bösartig beschimpft zu werden von kastrierten Bügeln. Meine Meinung.

  42. In Fürstenfeldbruck kommen die Busse immer zu spät, heute sogar mal zu früh, um gleich wieder vor der Nase wegzufahren, und keiner schert sich drum. Wahrscheinlich weil alle mit einem Busfahrer befreundet sind, denn immer – IMMER – steht jemand vorne neben dem Busfahrer und unterhält sich mit ihm, direkt unter diesem Schild. Immer.

    Einmal habe ich sogar erlebt, dass ein Fahrer seinen Bus einfach mitten auf der Straße angehalten hat und die Tür aufgemacht hat und dann ist einer eingestiegen, sie haben sich die Hand gegeben, kurz geplaudert, wieder raus, der Bus fährt weiter und der eine geht weiter. Wie Scheibenrunterdrehen.

    Wahrscheinlich ist hier jeder mal Busfahrer, nur mir hat’s noch keiner gesagt. Ansonsten ist es auch so, wie ich mir Busfahren in Los Angeles vorstelle.

    Das mit den Hotels ist genau so.

  43. Das Sie glauben in Bielefeld gewesen zu sein ist der ultimative Beweis dafür, dass Sie in einem Paralleluniversum leben. Weil, und das weiß jeder, Bielefeld nicht existiert. Ich bin sicher. Ich lebe da.

  44. Mein Beitrag von 13:42 enthält Fehler: weiss statt weiß, dass stat das.
    Ich bitte demütig um Entschuldigung

  45. Eine von mir selbst in Auftrag gegebene und durchgeführte Studie hat ergeben, dass in gut 65% aller Hotelzimmer ab 4 Sternen der Fernseher entweder direkt oder über den geschickt im Flur platzierten Spiegel von der Toilette aus zu sehen ist. Das kann kein Zufall sein und ist wirklich gut durchdacht. In Privatwohnungen konnte ich eine derartige Anordnung bisher eher selten beobachten.

  46. da sascha lobo sind wir beide ganz sicherlich einer meinung.

    aber so lange es noch hotels gibt, die sich eine an der rezeption ausgegebene 55cent-briefmarke bezahlen lassen (wo doch eher mails versandt werden), wie gesagt, 4-5*, warten wir beide wohl vergeblich auf den ruck der einpreisung durch die hotellerie :-) – dankeschön für deinen kommentar und liebe grüße aus berlin.

  47. Die farbigen Aufkleber auf den Flaschen lassen sich häufig bei genauerem Hinsehen wie eine Ampel in Richtung Mindesthaltbarkeitsdatum auslegen. Also ein rot markiertes Bier verspricht nicht mehr allzu frischen Hopfengenuss…

  48. Hab auch schon viele von/bis Erfahrungen in Hotels gemacht. Besonders süß war mal ein Hotel in London, in dem das Zimmer tatsächlich nur etwa so groß wie ein Doppelbett war – inklusive Bad. Ich fand’s gemütlich, aber ich bin auch nur 1,60m groß. Hatte was von ’ner Schiffskoje. Andere waren da weniger glücklich….

    Und richtig grandios war ein Hotel in Bayern mit riesigen, fast schon zu riesigen Zimmern – und auch echt großen Badezimmern. Aber die Duschen waren nicht etwa im Bad, sondern direkt vor’m Bett. Mit durchsichtiger Scheibe versteht sich….. Was dem Familienbetrieb (!) da beim Einrichten durch den Kopf gegangen ist, ist zwar nicht schwer zu erraten – aber ein bisserl sehr seltsam war’s schon. ;)

  49. „…da steht, der Bus kommt um 14:07, und dann kommt er um 14:07.“

    Wie oft fährst du in Berlin Bus (ausser im Werbespot :) ) ?
    In Berlin orientiert man sich beim Nahverkehr nämlich mehr so an Bolivien.

  50. Bei all den Antidiebstahlskleiderbügeln, Minibartricks und Pseudohandtuchstudien fällt mir ergänzend nur noch der typische Hotelfön ein, der nur mit Dauerdruck auf den Anschalter bereit ist, heiße Luft zu verströmen… Eine solche Funktion wünschte man sich vielleicht manchmal bei Kollegen, Politikern oder dem neugierigen Nachbarn, aber doch nicht von einem Haartrockner!

  51. Ich hatte irgendwie einen Artikel in form von Taylor Durden und der portionierten Welt gedacht. Aber stattdessen ist die deutsche Variante herausgekommen. Kleinlich und pendant. Trotzdem witzig geschrieben.

  52. Ach ja Bügel..bei uns werden immer Bügel geklaut. Es wird generell alles geklaut was nicht Niet- und Nagelfest ist .)

    und da sch ichs grade…eben sind 2 Tassen aus dem Restaurant samt Gäste an mir vorbei gelaufen….

  53. Mich würde mal bei der Handtücher-in-die-Wäsche-geben-Studie interessieren, welche Quote das Nachbarzimmer erreicht hat. Vielleicht motiviert das die Bewohner von Zimmer 114, wenn das Zimmer 115 eine bessere Quote erreicht hat? Falls das Nachbarzimmer kaum genutzt wird, weil keine Gäste da sind werden vielleicht Quoten von 100% erreicht! Das motiviert dann den Gast dieses Hotel nicht mehr zu buchen, weil er somit einen Beitrag zu Verbesserung der Umwelt geleistet hat!

  54. Ich führe ein 3 Sterne Hotel in der Nähe von Hannover (Wunstorf/ Bokeloh)und versuche, über Preispolitik und Lockerheit zu kommen. Sauberkeit und ein bequemes Bett sind die wichtigsten Kriterien die man beachten sollte. Dazu ein Fernseher, Wlan,ein Schreibtisch mit Stuhl… die Kleinigkeiten halt, die man schon anbieten sollte.
    Aber das es die neuesten Möbel sein müssen??? Bei uns nicht. Es reicht die Mittelklasse. Nachts hat der Gast die Augen zu.

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