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Vortrag zur Re:publica

Zur Bloggerkonferenz re:publica XI (13. bis zum 15. April) habe ich eine schöne, jährliche Tradition (seit 2010) entwickelt: die Einreichung eines Vortragsthemas, über das die Leser dieses Blogs abstimmen dürfen. Beim letzten Mal entschieden sich die Umfragenteilnehmer für „How to survive a shitstorm“. Das fast einstündige Youtube-Video wurde inzwischen über 19.000 Mal angesehen, vermutlich weil das Publikum vorher votet, was es nachher auch sehen möchte.

Dieses Jahr möchte ich weitergehen und nicht nur das Thema des Vortrags, sondern auch den Vortragsstil zur Abstimmung bringen. Zwischen polemischer Publikumsbeschimpfung und seriöser Analyse mit beinahe wissenschaftlichem Hintergrund ist eine Menge denkbar und weiter unten deshalb auch auswählbar. Das Ergebnis soll in wenigen Tagen am 31. Januar um 13 Uhr feststehen, denn die Einreichungsfrist für Vortragsvorschläge zur re:publica endet Ende Januar.

Vortragsthema

Trollforschung – jüngste Erkenntnisse
Im Dezember 2009 habe ich erstmals Erkenntnisse über die Trolllandschaft aufgeschrieben, die ich teilweise in „How to survive a shitstorm“ habe einfliessen lassen. Die Trollforschung selbst ist ein noch junges Feld, das in diesem Vortrag vertieft werden soll. Insbesondere Anti-Troll-Strategien anhand von konkreten Beispielen werden benannt und vorgeführt. Darüberhinaus soll auch in die Kunst des Trollens selbst eingeführt werden und die durchaus vorhandenen postiven Funktionen des Trolltums herausgestellt werden. Mit interaktiver, kollektiver Livetroll-Übung!

Das deutschsprachige Internet – eine Bestandsaufnahme
Das deutschprachige Internet, seine Akteure und Aktionen, seine Modi und Mechanismen, seine Riten und Rätsel, seine Plattformen und Prozesse sind der Inhalt dieses Vortrags, und zwar im vollen Bewusstsein der Unmöglichkeit der Vollständigkeit dieses Unterfangens. Dabei sollen die länderspezifischen Eigenarten auf eine Weise herausgestellt werden, die die Abstraktion des für normal Gehalteten ermöglicht. Insbesondere soll hier auf die prototypischen Elemente des deutschsprachigen Internet eingegangen werden, inklusive völlig ungerechter, aber zutreffender Typisierungen und Vorurteilsvertiefungen.

Die Welt 2026
In fünfzehn Jahren sieht die Welt zweifellos anders aus, aber wie? Atombetriebene MacBooks? Digitale Demokratur? Alles augmented? Das Internet eine Facebook-App? Oder der Börsengang des Internet? Apple führt die Todesstrafe ein? In diesem Vortrag soll über diese zugegeben plumpen Fragen hinaus in Szenarien erforscht werden, wie die Digitale Welt sich entwickeln könnte und in ihrem Fahrwasser die Kohlenstoffwelt. Zusätzlich zu den Szenarien werden drei bis fünf Geschäftsmodelle der Zukunft vorgestellt (mit 97% Erfolgsgarantie ab 2026).

Seid Ihr eigentlich bescheuert?
Vorwürfe satt.

Vortragsstil

Sachlich & unterhaltsam
Sauber faktenrecherchiert, aber vollgepumpt mit anekdotischer Evidenz, populärwissenschaftlich präsentiert im beliebten Plauderstyle des Funfeuilleton mit Sachbuchneigung. Eigenbeispiel: „Dinge geregelt kriegen„.

Pöbelnd & unterhaltsam
Kraftvoll durchgerantet, die Kunst der Rundumbeleidigung auf geschmacklose Weise verbunden mit verletzenden Unterstellungen, zart erkenntnisdurchwirkte Beschimpfungen mit und ohne Hand und Fuß. Eigenbeispiel: Antwortantwortantwort auf wirres.net

Vermutig & unterhaltsam
Nassforsch reinbehauptet, stark anprognostiziert, mutig vermutend, steil aufgestellt, gehalten im Stil der gesellschaftlichen Großvermutung mit medialer Wirkungsmaximierung dank höchster Punchline-Sättigung. Eigenbeispiel: „Wir nennen es Arbeit„.

Unterhaltsam & unterhaltsam
Auf Pointe gebürstet und nur auf Pointe gebürstet, realitätsbezogene Daten und Zahlen allenfalls stichwortgebend benutzend oder erfindend oder alternativ ignorierend, jeden Winkel des Themas auf Gagpotenzial abklopfend. Eigenbeispiel: „Links Rechts“ auf N24.



This Post Has 44 Comments

  1. „Seid ihr eigentlich bescheuert?“ zusammen mit „Sachlich & unterhaltsam“ klingt nach einer spannenden Kombination. Btw. würde es nicht Sinn machen, Vortrag und Stil kombiniert wählen zu können?

  2. Freue mich bereits jetzt schon auf die Präsentation. Das Thema „Die Welt 2026“ fände ich sehr interessant.

    Würde mich interessieren wie du dir die nächsten Jahre mit den einzelnen Veränderungen vorstellst.

    PS: Schade, dass ich die Kommentare hier nicht per Mail abonnieren kann. Ist das gewollt so?

  3. Sehe nicht, ob diese Abstimmung irgendwie formalisiert erfolgen kann. Falls nicht, sähe ich gern pöbelnd unterhaltsam vorgetragene neueste Erkennnisse der Trollforschung.

  4. Sascha, könntest du dir vorstellen, dass man 2026 bestimmte Körperteile mit dem Internet verbinden kann? Oder gibt es das schon? Also für meine Fernbeziehung wäre das schon nicht schlecht. Da könnte ich mir den Puff sparen :D

    Also stimmt bitte alle für 2026! Pöbeleien sollten dem Pöbel gefallen!

  5. Denglisch vs. Zangendeutsch

    Sascha, welches befürwortest du?

    Augmentete Sinne kraftvoll durchgerantet? Was die Hölle bin ich lesend?

  6. re-publica…

    Ich komme natürlich auch dieses Jahr wieder aufs Klassentreffen zur re-publica. Ob ich auch wieder im Programm stehe ist aber noch nicht raus. Ich hab aber wieder was eingereicht und diesmal ist es zum Glück nicht dieselbe Idee wie die von Felix, wie u…

  7. „vermutlich weil das Publikum vorher votet, was es nachher auch sehen möchte.“. oh welch´ weisheit letzter stuss. hast noch nich kapiert, mann, dass sich z.b. die deppen von radiolauschern genau den track wünschen, der dahaim in ihrem regal steht und vor noch 5 minuten im äther plärrte? die loite lieben die wiederholung. und sie sind sich ganz sicher, wenn sie wissen, was kommt. also füg doch deinen erguss hier ein oder nimm den von letzten jah; merkt eh keiner.
    stay crass

  8. Ja, ich wuerde mich auch sehr ueber die Kombi “Seid ihr eigentlich bescheuert?” & “Sachlich & unterhaltsam” freuen ;)

  9. Schön fände ich die Kombination „Deutschsprachiges Internet: Heute und 2026“. Bestandsaufnahme ohne waghalsigen Zukunftsausblick ist doch langweilig ;-)

    Ich würde mir zudem wünschen, dass sich sachlich & unterhaltsam als Stil durchsetzten. Pöbeln ist toll, aber das kann auch nicht jeder.

  10. Da bin ich eindeutig für die Trolle, das aber mit dem betont wissenschaftlichen Einschlag. Und bitte: bring die vier Trolle mit, die Dich und Deine Nachbarschaft nachts terrorisiert haben. Vielleicht hat es sich bei ihnen ausgetrollt und sie arbeiten jetzt bei der Berliner Sparkasse als Berater für Bausparverträge.

  11. Ich wäre für: Seid Ihr eigentlich bescheuert, Ihr Trolle im deutschsprachigen Internet von 2026?
    Sauber vermutete Fakten evident pointiert mit wirksamkeitsmaximierter Gagsättigung auf Sachbuchniveau.

    Ich würde sogar soweit gehen und vorschlagen eine launige (De-)Motivationsveranstaltung mit deutlicher Ratgeber-Anmutung und Selbsthilfe-Ansatz im Stile einer reinigenden TV-Predigt anzugehen.

    Klarer Spannungsbogen, der sich über die feinen Techniken und längst vergessen geglaubten Sun-Tzu-Weisheiten zieht: An-, durch- und weg-beleidigen.

    In Kurzfassung eine standesgemäße Fortsetzung zum letzten Jahr:
    How to start a Flame-War without getting burned in verbal Napalm?

  12. Geil dass sich hier auch das Jungle Thema #ibes durchsetzt so wie das aussieht. Wo doch so tolle Dinge dabei wären. Na Sascha wird sich schon was überlegt haben, warum er das so macht.
    Aber Alex deine Ideen würd ich ja zu gern mit Dir mal mal stagen ;) Grad das mit TV-Prediger würd mir ja Spaß machen, hehe der Social Media Experte von der Kanzel (davon Träumen die doch)

    Auf jeden Fall freu ich mich und bin ganz gespannt auf die re:publica nach dem Blogeintrag (letztes Jahr kam ich ja rechtzeitig wie alle rauskamen, Notiz an mich: Kein Sixt dieses Jahr)

  13. Erzähl doch z.B. was über die Rolle, die Vodafon für die ägyptische Revolution gespielt hat.
    Eben haben die Jungs in Suez die Vodafon-Niederlassung abgerissen.

  14. Da ich sehr gerne bissiges, satirisches Kabarett höre und die Absurdität des Alltäglichen aber Gewöhnten mag, bin ich für eine Bestandsaufnahme des deutschsprachigen Webs im Vergleich zu den in Teilbereichen, besseren oder klüger agierenden Nachbarn, im lustigen Kontrast zu uns. Unterhaltung und Unterhaltung.

  15. Bin dann mal ganz konservativ und stimme für „sachlich, unterhaltsam“… dieser Vortragsstil steht dir einfach am besten… wenn ich Gepöbel und Pointen um der Pointe Willen hören will, dann gehe ich ins Kabarett und nicht auf die Re:publica.

    Och nee… Irgendwie war auch abzusehen, dass das Trollthema vorne liegen wird. Das ist ja auch eigentlich ganz amüsant und unterhaltsam, aber ein bisschen mehr Inhalt könnte der Vortrag schon haben. Ich bin für die Analyse des deutschsprachigen Internets… das Trollthema hat sich imho mittlerweile doch ganz schön erschöpft.

  16. Ob sich wohl in letzter Minute noch ein füntes Item zur Opinionisierung installieren liesse? Mein Vorschlag: Einbildung – die bessere Bildung? Vortragsstil: pantomimisch-selbstzerfleischend (Betonung auf „Ohne Worte“…) – aber zu etwas ganz anderem, junger Mann: Ich brauche Ruhm; wie können Sie mir helfen, Herr Lobo?

  17. Das Ergebnis dieses Polls überrascht mich nicht im geringsten, es amüsiert nichts desto trotz. ;)

    Der 26. Januar ist aber schon ne Weile her …

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