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Strohfeuer – Kleine Kritikschau

Als am Freitag „Strohfeuer“ (das ist mein Romanerstling) startete (seit heute gibt es das Ebook übrigens auf den für Rowohlt üblichen Downloadplattformen), war die Resonanz nicht schlecht. So als Menge an Resonanz betrachtet, aber zu einem Teil auch qualitativ. Sehr schön war zum Beispiel die Kurzkritik von Ijoma Mangold in „Die Vorleser“ im ZDF am Freitag Abend:

Zitate aus Mangolds Beschreibung:

„… ein herrliches Buch, ein Brevier für Hochstapler … eine intelligente, eine boshafte, eine köstliche Satire … zugleich aber auch ein Selbstportrait, wo das eigene Blendertum ein wenig auf die Schippe genommen wird.“

Auch auf Focus.de ist noch am Freitag ein positiver Text von Jennifer Reinhard erschienen, überschrieben mit „„Strohfeuer“: Zwischen Genie und Größenwahn„, hier eine Passage:

Temporeich und mit der Akribie eines Soziologen schildert Lobo das Lebensgefühl einer Generation, die glaubte, per Mausklick die Welt beherrschen und die Gesetze des Markts auf den Kopf stellen zu können. Er entlarvt die New Economy als das, was sie war: ein Luftschloss, das auf nichts als Hybris und der Hoffnung auf schnelles Geld fußte. Dabei begeht der Co-Autor von „Wir nennen es Arbeit“ und des Ratgebers „Dinge geregelt kriegen“ zu keiner Zeit den Fehler, zu viel Mitleid mit den Figuren in diesem Marionettentheater aufkommen zu lassen.

Auf News.de schreibt Ronny Janke den Artikel „Drama aus der Seifenblase„, mit der irgendwie verschwundenen, aber in der URL noch vorhandenen Unterüberschrift „Der Ton der Web 2.0-Generation“:

Lobo erzählt dieses New-Economy-Märchen äußerst charmant, setzt auf glaubwürdige Charaktere, die über sich selbst hinauswachsen wollen und am Ende scheitern, weil der eigene Hochmut sie zu Fall bringt.

Im Kölner Stadtanzeiger erscheint (von der Agentur dapd aus) weniger eine Kritik als der Bericht „Die Ekel-Faszination der Gier“ von einem Autor, der auch auf der Berliner Lesung am letzten Freitag war:

Sich mit einem der beiden Charaktere voll und ganz zu identifizieren, wird wahrscheinlich nicht einmal dem gelingen, dessen Leben sich zu Beginn des neuen Jahrtausends in Berlin abspielte und allein von der Sucht nach dem „großen Ding“, nach neuen Ideen, Erfolg, Reichtum, Feiern und Sex geprägt war.

In eine ähnliche Kerbe schlägt die Rhein-Zeitung (wo ich im Mai Chefredakteur für einen Tag war). Dort hat sich Moritz Meyer mit dem Roman beschäftigt, seine Kritik ist überschrieben mit „Lobo und das Strohfeuer der Stromberg-Kreativen„:

Eine Identifikationsfigur werden die meisten Leser in Lobos Buch vergeblich suchen, so sie nicht ein Herz für halbkriminelle Angeber haben. Vielmehr greift das Prinzip der Büro-Satire „Stromberg“: Das permanente Angewidertsein von den Methoden der Hauptfiguren löst eine eigentümliche Faszination aus.

„Eigentümliche Faszination“ mag ich gern, besonders in seiner leicht unklaren Wertung. Sehr gefreut habe ich mich über die englischsprachige Kritik von der Literaturübersetzerin Katy Derbyshire „Sascha Lobo: Strohfeuer“ auf ihrem Blog Love German Books. Auch sie war auf der Lesung und setzt sich sehr präzise mit den Stärken und Schwächen des Buchs auseinander. Die beschriebenen Stärken zitiere ich im Folgenden, für die Schwächen am besten auf’s Blog selbst klicken, die lasse ich natürlich an dieser Stelle weg:

Strohfeuer is a funny book. A chuckle-raising, laugh-a-minute good fun read. Our horrible hero Stefan bluffs his way into the advertising industry – not known for its great morals and humanity in the first place – and makes large amounts of money with smoke and mirrors. …
The book’s first strength is in its characters, from the out-and-out nasty Thorsten who turns out to have a reason for his misbehaviour to the scaredy-cat funny guy Phillip who surprises us at the end to the self-obsessed narrator Stefan who constantly manages to override his conscience and often common sense too. …
The second strength is the novel’s language. It probably wouldn’t come across quite as well in translation, but it’s full of toe-curling anglicisms like the verb delivern, ad agency in-jokes like irony-free zone, buzzwords like Hitler (as an expletive) and the like. And all related in a deadpan tone with an eye for detail – like a project manager’s liking for maritime metaphors. …
And the third is the sense of timing. Because what might have been just a string of funny ad agency incidents is broken up by little extra scenes from the narrator’s childhood, escapades in various cars and bars, and a couple of last-ditch slapstick attempts to save the company. All of which make the book much more – well, likeable.

Die dpa hat heute eine Meldung zu Strohfeuer verschickt, die sich zum Beispiel hier auf der Seite der Süddeutschen Zeitung wiederfindet. Obwohl es eher eine Art Inhaltsangabe als eine Kritik ist, spürt man zwischen den Zeilen eine gewisse Ablehnung, bzw. Abwertung durch, man stört sich etwa an der Sprache, durchbrochen von positiven Bemerkungen aus der Halbdistanz wie dieser:

Zu den Stärken des Buches zählen die Passagen, in denen Lobo den heute unvorstellbaren Überschwang des Dotcom-Booms satirisch aufs Korn nimmt.

Von den eher positiven und/oder neutralen Kritiken abgesehen, hatte mir Meedia am letzten Freitag Gelegenheit gegeben, in einem Interview mit der Überschrift „Das einzig besondere ist sein Größenwahn“ einige Fragen zu beantworten. Hier herausgepickt habe ich die Frage und die Antwort, die in die Überschrift Eingang gefunden hat:

Was für Menschen haben denn Erfolg in solchen „Bubble“-Zeiten?
Die Menschen, über die ich mich im Buch lustig mache – wie den Ich-Erzähler Stefan, der von sich glaubt, er könne beinahe Gedanken lesen, er sei klüger als alle anderen – aber letztlich erbärmlich ist, weil das Einzige, was an ihm besonders ist, sein Größenwahn ist. Und auch der ist unfassbar armselig, weil er sich in einem Hunderttausendmark-Auto äussert. Es geht um Menschen, die beim Betrachter eine Ekelfaszination auslösen, die man selbst dann nicht mögen kann, wenn man es versucht.

Natürlich gab es auch negative Kritiken, ich weiss gar nicht, wann ich das letzte Mal irgendetwas gemacht habe, was alle gut fanden. Mit drei in die Hose vielleicht. Und natürlich darf jeder öffentlich „Strohfeuer“ (und auch mich) ganz grauenvoll finden. Überrascht hat mich aber schon, wie persönlich die Kritik der FAZ daherkam („Klassenclown-Prosa“), die die ersten beiden abfälligen Absätze auf Frisur und Twittericon verwendet (die ausser auf dem Cover im Buch nicht vorkommen).

Zwischen der WELT-Gruppe und mir lodert seit einiger Zeit nicht unbedingt eine heftige Liebe. Aber bin ich als einzelne Person für einen Konzern tatsächlich ein würdiges Ziel für eine persönlich werdende Breitseite? Selbst wenn ich in den Augen der Autoren einen wahnsinnig schlechten Roman geschrieben habe? Oder ist es Zufall, dass die WELT aus allen Rohren schiesst? Das kann ja auch sein, ich weiss es tatsächlich nicht. Meines Wissens ist in der WELT Kompakt und auch in der WELT für Erwachsene Frank Schmiechens Glosse („Wenn Frisuren schreiben„) erschienen, offline wie online, sowie in der WELT am Sonntag wie auch im Netz Peter Praschls Kritik, die gedruckt „Ohne sich vergleichen zu wollen“ hiess und für’s Netz umbenannt wurde in „Sascha Lobo schreibt ein Arschlochcrescendo„, veröffentlicht mit ungünstigem Foto (das Wörtchen Arschlochcrescendo ist ein Zitat von mir über meinen Roman). Beide scheinen mit vom Hasswunsch zerfurchtem Gesicht geschrieben (dieser Satz ist ein abgewandeltes Kinskizitat, was aber offenbar kaum zu erkennen ist, so dass ich ihn durchgestrichen habe):

„Was immer Lobo sagt, schreibt, bloggt, twittert, versendet sich so schnell, dass man selten weiß, worum genau es ging. […] Es ist das blanke Elend. … “ (Praschl)
„… dass man ein gutes Buch nicht vortäuschen kann. Man braucht dafür sprachliche Fähigkeiten und eine interessante Geschichte. Beides hat Sascha Lobo in „Strohfeuer“ nicht zu bieten.…liest sich wie das eilig hingeworfene Drehbuch zu einer Fernseh-Vorabendserie.“ (Schmiechen)

Am interessantesten ist die (negative) Kritik in der Mitteldeutschen Zeitung von Ulrich Steinmetzger, „Ich war begeistert von mir selbst“ (ein näherungsweises Zitat der Hauptfigur). Steinmetzger ist der Meinung, dass ich absolut identisch bin mit der Hauptfigur. Dass ein gewisses Vexierspiel zwischen dem Ich-Erzähler und dem Autor stattfindet, ist durchaus beabsichtigt, überhaupt nicht neu und ich glaube, das würde auch dann stattfinden, wenn ein weiblicher Orang-Utan in der Steinzeit die Hauptfigur gewesen wäre. In der Mitteldeutschen Zeitung, die das „ich“ im Roman für ein „ich“ des Autors hält, hat es etwas Seltsames. Oder, um die Worte von Moritz Meyer zu verwenden: etwas eigentümlich Faszinierendes.

This Post Has 49 Comments

  1. Ein dermaßen schwülstiges Gefasel wie der Kommentar des Moderators im Video hab ich seit wirklich langer Zeit nicht mehr gehört. Vielen Dank dafür.

  2. @Sascha Lobo:

    Wen interessieren schon Kritiken? Hauptsache sie verkaufen Ihren Schund. Darum geht es doch, wenn ich Sie richtig verstehe? Nein? Warum dann diese Rechtfertigung hier?

    Die obige Kritikschau ist eh‘ subjektiv. Ich habe ein ganz anderes Bild der öffentlichen Kritik von Ihnen aufgenommen. Wie gesagt sehr subjektiv. Und man kann sich die Zitate eh rauspflücken, wie es einem in den Kram passt.

    Auf was es mir aber ankommt Ihnen zu sagen: Sie mögen ein guter Sachbuchautor sein, aber lassen Sie es mit den Romanen. Oder üben noch etwas, im stillen Kämmerlein. Ein gutgemeinter Rat (den Sie auch ignorieren können)

    Im Gegensatz zu Ihnen bin ich kein Profilierungsneurotiker (zugegebenermassen haben Sie sich entschlossen dies konsequent beruflich durchzuziehen).

  3. Eine gute Frage, Jörg, ich kann sie hier nochmal beantworten: während die normalen, ab heute erhältlichen Ebooks tatsächlich normale Ebooks sind, haben Rowohlt und ich uns etwas für iPad und iPhone ausgedacht, das ein bisschen besonders sein soll. Was genau – das wird auf der Buchmesse in einer Pressekonferenz vorgestellt, am 7. Oktober um 12 Uhr mittags. Ich fürchte, solange wird man sich noch gedulden müssen, aber es hat abgesehen von meinem Buch durchaus Sinn, Neuentwicklungen auf der Buchmesse zu präsentieren.

  4. Apropos Ebooks: Warum nicht eine Version, die meinetwegen auch nen Euro teurer sein kann, wenn sei denn muss, und im Buch einen Downloadcode fürs Ebook mitbringt? Problem: Ich lese kaum noch Papier, weil ich fast ausschließlich auf Reisen lese. Ebooks kaufen wiederum mag ich nicht gerne, weil die Haptik und der tatsächliche materielle Besitz mir fehlt. Ich warte seit langem darauf, dass jemand mal sowas angeht. Vinyl-Platten haben sowas auch heutzutage, weil die Plattenfirmen wissen, dass gerade DJs sowohl mp3 als auch platte benötigen.

  5. Eine gute Idee Julian, sie liegt so nahe, dass auch andere sie schon hatten, ich verweise auf Kathrin Passig, aber ach [hier einen Seufzer über die sehr langsamen Mühlen der deutschen Buchlandschaft hindenken]. Dass das Ebook übrigens genausoviel kostet, obwohl gar kein Papier um das Buch herumgedruckt werden muss, liegt an etwas sperrigen, aber im Detail durchaus nachvollziehbaren, und dann aber auch wieder politischen Gründen. Mehr davon später. Es ist kompliziert.

  6. Die Art völlig überzogener Selbst-(Herrlich-)-PR hier finde ich ziemlich abstoßend. Das ist also aus den Alphablogs geworden?

  7. Danke Sascha. Ich freu mich dann schonmal auf den 7. Oktober. Vor ein paar Jahren haben wir an dem Tag noch Jahrestag gefeiert. Ich hoffe, Du kannst was Spannenderes vorweisen… Ein Hoch auf die Vorschusslorbeeren. ;)

  8. Interessant, dass die Kommentarfunktion bei Schmiechens Artikel „aus technischen Gründen“ deaktiviert ist. Wer’s glaubt.
    Ansonsten verstehe ich diejenigen, die Ihnen Eigen-PR vorwerfen, nicht. Was sonst sollte man machen, wenn man ein Buch geschrieben hat? Gar nichts?
    Außerdem ist das hier nicht mehr als ein Zusammentragen von öffentlichen Stimmen. Und da das hier Ihr Blog ist, ist es völlig legitim, nur die positiven Stimmen zusammenzutragen. Außerdem schreiben Sie im Blogbeitrag, dass Sie genau das tun.
    Und woher bekomme ich ein Avatarbild, statt dieses falschrume „G“.

  9. Hass? Wo denn das? Das war eine liebevolle Glosse. Ich finde das Buch sehr schwach. Wie viele andere Journalisten auch. Das ist alles. „Beschuss aus allen Rohren?“ Gibt es bei uns nicht. Ganz viele Artikel erscheinen gleichzeitig in WELT, WELT KOMPAKT und WELT ONLINE. Aufbereitet für das jeweilige Medium.
    Ach so. Hier noch ein aktueller Buchtipp: Thomas Pynchon, Natürliche Mängel. Ein dauerkiffender Privatdetektiv stolpert durch das LA der frühen 70er-Jahre. Wunderbar.

  10. Ach wie schön,
    danke für diesen Egotrip. Er ist eine wunderbare Lektion für alle Psychologiestudenten.
    Stichwort: Attributionstheorie, internate vs. externale Kausalattribuierung.

    Für die Erfolge sind wir verantwortlich, für die Dinge, die nicht so gut aufgenommen werden, wird es schon andere Gründe geben.

    Eine Deiner Ideen hierzu:
    „Ob sich die beiden gefreut haben, es mir endlich mal heimzahlen zu können?“

    Sascha Lobo, ich habe dein Buch nicht gelesen und werde es auch nicht. Die Leseprobe hat mir gereicht. Für mich bleibt es, was es ist: Ein „Strohfeuer“.

    Es scheint jedoch anderen Kunden zu gefallen. Die Geschmäcker und Anforderungen sind eben verschieden. Das habe wir alle zu respektieren.

    Was mir an deinem Eintrag überhaupt nicht gefällt, sind die merkwürdig gekürzten Zitate.
    „Es ist das blanke Elend“ stand in einem völlig anderen Zusammenhang.

    Gruß
    Der Kern

  11. Ich denke Herr Lobo versteht es, auch dem negativen hier das Positive abzugewinnen.
    Madonna macht das schon ihr ganzen Leben so.
    Ich kann mich immer sehr gut für Andere freuen.
    Liegt wohl daran, dass ich mich selbst leiden kann.

  12. Interessant: Unabhängig von dem Kommentar von Der Kern habe ich übrigens Teile des Textes oben abgeändert, weil sie mir tatsächlich aus der zeitlichen Distanz betrachtet nicht angemessen schienen. Bestes Beispiel sind die Startzeilen, mit denen ich vorher offenbar den Eindruck erweckt habe, dass der Roman mehrheitlich positiv aufgenommen worden sei.

    Das ist so einfach formuliert natürlich nicht richtig, denn die FAZ hat in Literaturdingen schon ein anderes Gewicht als selbst ein gutes Literaturblog. Tatsächlich finde ich es gut, dass der Roman nicht nur negativ aufgenommen worden ist, sondern durchaus auch sachkundige Menschen interessiert.

    Der durchgestrichene Teil dort oben ist ein abgewandeltes Kinski-Zitat, was aber offenbar bei der Mehrheit der Leser nicht so ankommt, wie ich mir das vorgestellt habe, deshalb die Durchstreichung.

  13. Das ausgerechnet der im Goldsarg steckende Simmel die einzige formal fahrende Zielgruppe – Fahrer – so Stiefmütterchen behandelt und die dazugehörige Dings erst im Dings veröffentlichen will, wenn der BMW/Mini ab Werk schon abgefahren sein dürfte, ist schon abgefahren.

    Hoffentlich gibt’s noch ein paar Bewertungen bei mobile.de. Die sind meistens und im Durchschnitt mehr als die anderen, welche immer noch glauben, usw.

  14. Wie viel zahlt Rowohlt für die Ausdünstungen einer biegsamen, kritzelnden Frisur? („schloss mich ein und versuchte, meine Nase so weit wie möglich zwischen meine Beine zu bringen, um den Geruch von Kathi und Sandra zu erhaschen“ Waahaha)

  15. Hans Von Vorne: Schnauze ! Hoffentlich gibt´s noch so ein paar Leute wie Du, die viel in der Vergangenheit leben und nicht träumen können. Schlecht geschlafen ? Kein Sex ? Unglücklich trotz Geld ? Häng´ Dich auf !

    Gruene Nase: Verpiss Dich, Vollspasst ! Dein Lachen ist so arm wie Deine Fantasie, denn Du hast keine. Trenn´ Dich lieber von Deiner neuen Freundin, sie lacht dich sonst noch aus, wenn sie deine Hose aufmacht.

    ( I am not S. Lobo)

  16. Wem der Kam schwilt, der muß noch lange kein Hund sein !
    Lieber Freund ! Bell mal wieder . Das stört die Piraten weniger und Du kannst vielleicht noch was sehen. Mußt ja nicht gleich wider drüber zu rechnen.

  17. > HANS VON VORNE (TILL DIEPOLD)
    Harr-harr! Hans, du irrst nicht. Ich bin’s gewesen. 100-pro. Dies ist mein erster und letzter entry in diesem fred. Congrats zum Lob von Ijoma „Gewissermaßen“ Mangold. Der Heinrich sitzt doch in der Bachmann Turner Overdrive, gell? Lobo 2011, geht da was?

  18. Nach der Leseprobe und den dem Durchgehen der Kritiken kann ich nur festhalten:
    Sie sind für meinen Geschmack sowohl bei Schmiechen, als auch bei praschl erstaunlich gut weggekommen. Ich habe nach dem Lesen erstmal angewidert meinen internen Cache löschen müssen, um bestimmte, hundsschlechte Sätze wieder zu vergessen.

    „Die beiden verschwitzten Girls umarmten sich und versanken in einem Zungenkuss. Ich drückte mich dazu, als schon ein paar feuchte Kleidungsstücke auf dem Boden lagen, und wurde ohne größeren Widerwillen aufgenommen. Wir gerieten ins Vögeln.“

    Da gerät man in Panik, wenn man sich vorstellt, dass derlei inhaltliche und sprachliche Abgründe sich über mehr als 17 Seiten quälen – da finde ich praschls „blankes Elend“ noch fein austariert und schonend rübergebracht.

    Es gibt bestimmt etliches, was auch Sie gut können – in die Richtung Selbstdarstellung zum Beispiel. Schreiben gehört eindeutig nicht dazu, das kann man aus der kleinen Leseprobe extrapolieren. Das ist ja auch nicht wild, geht ja vielen so – nur lassen die das dann. Das hätte auch Ihnen jemand raten sollen. Aber was Kritik und Rat angeht, sind Sie ja offensichtlich erstaunlich empfindlich, was Ihre beleidigte Reaktion auf die Welt-Artikel zeigt. Komisch bei jemandem, der sich permanent auf die Brust trommelt und schreit: „Ich bin der Geilste!“ – und das dann als selbstironisch verstanden haben möchte.

  19. Sascha, da heuchel ich *ein Mal* Freundlichkeit und zwar so, dass es nicht auffällt, und dann isses dir auch nicht recht. Na schön. Dann eben Klartext. Dein blasierter Schafblick lässt auf einen bunten Strauß genetischer Prädispositionen schließen. Deine Visage as a hole-äh-whole gibt Auskunft über die Ausschweifungen deiner Vorfahren.

  20. ich war bei der STROHFEUER-lesung und wurde bestens unterhalten, es war ein wenig wie beim quatsch comedy club – sascha lobo mit seinen ausgeprägten entertainer-qualitäten sollte den erschlafften harald schmidt ablösen, der sich wie manch andere flaubertgeprägten germanistikprofessoren gerne in den von geist und weltwissen ausgelegten bezirk wohnmobil zurückziehen darf …
    was ich aber auch gesehen/gehört habe, ist der imagebedingte originellheitsanspruch des autors, den ich für das größte [selbst]hindernis halte und von jedem romanautor überwunden werden muss. als romanautor muss man seine figuren [und seine leser] lieben, man muss lust und drang verspüren ein museum zu bauen – sascha lobo hat sich mit einem revuetheater zufrieden gegeben, tja nu, das kann man ihm natürlich vorwerfen … und klar ist auch, dass ein roman der nicht in inhaltlich strukturierter gesetzmäßigkeit daherkommt von potentiellen roman-autoren aus den schulen des journalismus verrissen wird, das liegt auf der hand. lobo aber ist werbetexter, und als solcher ein brillanter autor & entertainer.

  21. möchte auch mal meinen senf dazu tun ! ich denke du machst alles richtig, freu mich schon dein neues buch zu lesen, und du hast recht , nicht alles muß digital sein. papier hat auch eine art romantik. beste grüße daniel

  22. @ Daniel:
    > ich denke, sascha macht alles richtig
    und ich denke, du hattest heut Morgen zu wenig Kaffee im Cognac.

  23. Du verwechselst am laufenden Meter subtil mit sublim. Darüber hinaus gibt es eine ungute Diskursarmut in puncto Selbstverständnis. Mir ist völlig unklar, warum du das machst, was du machst. Ginge es gerecht zu im Leben, vulgo: gäbe es nicht das Selbstverwirklichungs- und -täuschungstool #1, yup, das Netz, dann würdest du dich
    a) tummeln mit Sixtus an einem Büdchen in D´dorf-Bilk
    b) zuschütten mit billigem Fusel.
    Du bist mitnichten das, was man weiland einen Universalgelehrtern nannte. Dazu fehlt dir die Fähigkeit, sich für Dinge zu interessieren, die wirklich wichtig sind, z.B. 9/11 Truth.

  24. Ach wie du doch voll über den dummen Trollen stehst. Wie du doch mit deiner souverän Art auch diesen Shitstorm unbeschaded überstehst und dich nur gestärkt daraus wie der Phönix aus der Scheisse erhebst.
    zzzz

  25. […] Strohfeuer – Kleine Kritikschau Sascha Lobo hat ein richtiges, hölzernes Buch geschrieben. Strohfeuer heisst der Roman, in den ich gerne mal reinschauen würde, sollte er es in unsere Unibibliothek schaffen. Passend zur Veröffentlichung und den Kritiken in den Feulletons hat Sascha Lobo in seinem Blog eine Kritikschau veröffentlicht, in der er selbst die Kritiker kommentiert. Liest sich gut. […]

  26. Meine kleine Kritik:
    Der Titel zeugt von Selbstbekenntnis:
    Sie haben also Stroh im Kopf und obendrauf, da brennt’s.
    (Wahrscheinlich bin ich nicht der erste, der das so feststellt.)

  27. Nur mit 4 Bier intus komme ich auf diese Seite – und nur deshalb schreibe ich was: Endlich mal ein Buch von Sascha Lobo. Das ist soo toll. Ich kaufe alles was es von dir gibt! Ich freue mich, dass du so super Kritiken bekommst. Gaaanz toll. Du bist echt total tollll verückt. ich liebe das Internet dafür das es soooo kreative Leute wie dich hervorbringt. Ich wünschte ich könnte das.

    Gruße und teu teu teu Adrian

  28. „In der Mitteldeutschen Zeitung, die das “ich” im Roman für ein “ich” des Autors hält, hat es etwas Seltsames. Oder, um die Worte von Moritz Meyer zu verwenden: etwas eigentümlich Faszinierendes. “
    Deine Kommentare strotzen vor falscher Arroganz.

  29. Das ist doch total verkehrt – der Mann hat kein passables Buch geschrieben! In gewissem Sinne hat Lobo das selbe getan wie Sarrazin: Er benutzt eine wie auch immer gerechtfertigte mediale Popularität, um die Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken, die sie nicht verdient hat. Das Buch ist einfach unglaublich mies – weniger als der Rede wert! Mikrig geschrieben, beobachtet und gefühlt. Seine vorzeigbarsten Qualitäten sind, dass es irgendwie logisch zu Ende erzählt ist und frei von Grammatik- und Rechtschreibfehlern. Das kann man aber von jemandem erwarten, der zwei Sachbücher erfolgreich beendet hat.
    Lobo ist fraglos ein Meister des Fremdschämens. Jetzt explodiert es aber ins Unterträgliche! Er befindet sich hier plötzlich im Literaturbetrieb – auf abgesichertem, erkundetem Terrain. Hier steht eine mehrere tausend Jahre alte Tradition als Qualitätsmesslatte bzw. -kontrastfolie bereit, die im Handumdrehen beleuchtet, wie unmäßig „nicht der Rede Wert“ Lobos Werk ist. Beim Netz fehlt diese Messlatte – es ist schwer bullshit und nicht bullshit voneinander zu unterscheiden – das handeln wir hier gerade aus.
    Vielleicht ärgern sich jetzt einfach viele, dass sie ihre Zeit damit verschwendet haben, einem Mann zuzuhören, der doch nun deutlich zu erkennen gibt, wie klein… Andere finden nun endlich einen leichten Weg, das Unwohlsein, dass sie immer hatten, zu argumentieren.

    Ich bin ja eigentlich ein Fan von Lobo. Aber die Tatsache, dass er diese Nummer gebracht hat, empfinde ich fast als Beleidigung. Das er seinen früher überaus wesentlichen, informativen und auch durchaus wichtigen Twitteraccount inzwischen mit Verstand und Geschmack quälenden Dingen befüllt wie: „Alle wachen Menschen sind einander ähnlich, aber jeder müde Mensch ist auf seine besondere Art erschöpft“ hat mich sogar dazu gebracht, ihn zu entfolgen.

    Go Back To Normal Mr. Lobo! Das Schwammige und Nebulöse ist ihr zu Hause – hier können sie wirklich Qualität erzeugen, die auch was bedeutet. Nehmen sie all ihre Energie dafür. Hier haben sie eine Position aufgebaut, die relevant sein kann. Machen sie die nicht kaputt.

    (Zusammengefasst: Bitte schreiben sie nie wieder Literatur & löschen sie die beleidigenden Postings hier.)

  30. Mein Eindruck nach den überflogenen Kritik und der gelesenen Leseprobe: Wer Strohfeuer ganz furchtbar fand, dem ging es in den späten 90ern mit den späten 90ern wahrscheinlich auch schon so.
    Ich habe die „Jahrtausendwende“ mit ein paar Myriaden anderen Auserwählten auf den Champs Elysées verbracht und genossen, weil nichts anderes für mich und meine beiden weiblichen Begleitpersonen gut und groß genug war. Kurz darauf habe ich meine dritte Firma gegründet, eine ins Handelsregister in Wales eingetragene Ltd.
    Wer „Clever Bluffen: Marketing“ gelesen hatte nannte sich damals Unternehmensberater, wer auch „Clever Bluffen: Champagner“ kannte, wagte sich in die Gesellschaft der großen Chefs, die jetzt CEOs waren.
    Yep, been there. Jetzt mache ich vor allem Politik als Warmlaufen für 2014. Und wenn dieser Kommentar weniger wie eine positive Rezension als wie selbtironisches Selbstmarketing klingt passt das doch umso besser, oder? Werde jedenfalls auch den Rest lesen, wenn auch nicht für die 39,90 die die Ebook-Version umgerechnet kostet.

  31. Mein Eindruck nach den überflogenen Kritik und der gelesenen Leseprobe: Wer Strohfeuer ganz furchtbar fand, dem ging es in den späten 90ern mit den späten 90ern wahrscheinlich auch schon so.

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