
Ushahidi – Collective Intelligence Agency
Ushahidi ist eine Art Social WikiLeaks (auch ein Projekt, dem man mehr Aufmerksamkeit widmen sollte) und hat den schönen, etwas sperrigen Claim „Crowdsourcing Crisis Information“. Ushahidi – das Wort bedeutet „Zeugenaussage“ auf Suaheli – sammelt, sortiert und veranschaulicht Augenzeugenberichte. Es handelt sich um eine internetbasierte Plattform mit einer Software unter CC-Lizenz, die schnell auf einem Server aufgesetzt ist und sowohl vom Mobiltelefon wie auch vom Computer aus angesteuert werden kann. Man lädt Kommentare, Fotos, Filme, Tondokumente unter Angabe des Ortes und der Art des Zwischenfalls hoch und beantwortet so die Frage „Was ist hier gerade passiert?“
„Twitter für Krisengebiete“ könnte man es nennen, aber würde damit nicht ganz der politischen Dimension gerecht. Eher schon handelt es sich um die Umsetzung des Gedankens, der im zivilgesellschaftlichen Sinn schön bei FixMyStreet.co.uk abgebildet ist – nämlich um die Nutzung der wahren Kollektiven Intelligenz, nicht um die oft mißverstandene, handelsübliche Verbrämung dieses Begriffs. Diese Eigenschaft des Netzes kommt überall dort zum Tragen, wo die Masse eine Qualität abbildet, die der Einzelne nicht oder nur mit allergrößter Energieaufwendung erreichen kann. In diesem Fall sind es foto- und filmgestützte Augenzeugenberichte, hier das aktuellste Beispiel aus dem Iran.
Funktioniert die mit Ushahidi betriebene Internetplattform gut und wird intensiv genutzt (was bei der iranischen Plattform noch nicht der Fall ist), dann ergibt sich etwa in einer Bürgerkriegssituation eine solche Vielzahl verschiedener Berichte von Zeugen, dass eine flächendeckende Fälschung erschwert oder je nach Material fast unmöglich wird. Die mediale Inszenierung einer Krise, wie sie etwa die Hamas in Gaza veranstaltet hat (die aber heute zum Handwerkszeug aller Kriegsparteien in sämtlichen Konflikten gehören dürfte), wird so ein kleines bißchen schwieriger – und das wiederum könnte durchaus (lindernde) Folgen haben für das Vorgehen bewaffneter Kräfte.
Denn diktatorische Herrscher wie Saddam Hussein, denen Fotos vergifteter Kurden völlig egal waren, weil sie kaum in der eigenen Bevölkerung ankamen, sind selten geworden. Nicht, weil es keine Unmenschen mehr in der Politik gäbe, sondern weil die meisten von ihnen verinnerlicht haben, dass auch in autoritären Staaten Information und öffentliche Meinung durchaus eine Rolle spielen. Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass etwa die Milizen im Iran in ihren Gewaltexzessen ganz unmittelbar weniger grausam würden durch ein paar Handyfotos im Internet. Aber ihre Führung wird früher oder später den Befehl geben müssen, zumindest nicht mehr allzu offensichtlich Gewalt anzuwenden, um eine Flut ungünstiger Aufnahmen zu vermeiden. Denn ein einzelnes Foto kann man zur Lüge erklären, einen Film als Inszenierung abtun. Bei tausenden Schnappschüssen sieht das anders aus – die schiere Masse ergibt eine Wirkung, gerade auch im eigenen Lager.
Immer wieder begegnet mir die Frage, wie denn bitteschön das Internet die Welt besser machen könne. Hier ist ein Beispiel, das plakativer kaum sein könnte. Es sei denn, man bezweifelt allgemein den Wert von offen zugänglicher Information und politischer Transparenz. Aber dann hat man ganz andere Probleme.
via @Elquee
the next big thing RT @saschalobo: Ushahidi http://j.mp/ushahidi_CIA (via @elquee)
RT @saschalobo: Ushahidi heisst zwar komisch, aber könnte die Welt besser machen: http://j.mp/ushahidi_CIA (via @elquee)
Ushahidi heisst zwar komisch, aber könnte die Welt besser machen: http://j.mp/ushahidi_CIA (via @elquee)
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Die Bilder der Hamas stammen natürlich aus Gaza, nicht aus dem Libanon. Naja, kann passieren. [edit: Gehässigkeit entfernt, weil hier wenig zielführend. Aber danke für den Hinweis, im Text geändert]
RT @saschalobo: Ushahidi heisst zwar komisch, aber könnte die Welt besser machen: http://j.mp/ushahidi_CIA
RT @saschalobo: Ushahidi heisst zwar komisch, aber könnte die Welt besser machen: http://j.mp/ushahidi_CIA (via @elquee)
Grassroots. Klasse!
Ist die Frage, wie das den Betroffenen hilft. Ich hoffe, dass es hilft, denn viele Augen können nicht lügen (viele Zungen schon), erst in der Erinnerung…
Die Frage ist, wie sieht das mit der Technik aus. Um es failsafe zu machen. Kann ich da Serverspace zur Verfügung stellen, macht sowas Sinn? Nutzt ja nichts, wenn so was z.B. auf iranischen Servern gelagert wird, die dann abgeschaltet werden.
Bitte mal reinschaun und Kommentieren
[…] Menge der Beiträge von BürgerInnen lassen sich Ereignisse nicht mehr komplett totschweigen. Sasha Lobo hat Recht mit der Behauptung die Masse stellt hier die Qualität dar. Natürlich nur sofern Ushahidi genutzt wird. Von den […]