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Mensch vs. Maschine und die Unfollower-Party

Tweetment Summary:
Erst wenn der Letzte @Spiegel_EIL followt und die letzte Newsseite autotwittert, werdet Ihr merken, dass man RSS-Feeds nicht faven kann.

kanonenvogel2Ich strecke meine Twaffen.

In den nächsten Stunden wird der automatische Twitter-Account „Spiegel_EIL“ mich überholen, was die Anzahl der Follower betrifft und mich damit von der Spitze der deutschsprachigen Twittercharts verdrängen. Um gegen die Dauerwerbung auf der Startseite von Spiegel Online anzukommen, müsste ich wohl alle fünf Tage eine Followerverlosung machen und das will ja noch nicht einmal ich.

Natürlich sagt die Anzahl der Follower über nichts etwas aus außer über die Anzahl der Follower. Und vielleicht noch über die Frisur. Bemerkenswert aber, dass eine Maschine in einem so persönlichen Medium wie Twitter derart reüssiert (das gilt auch für @cnnbrk, den seit einigen Tagen meistverfolgten Account der Welt). Wenn es eine gut gemachte Twitterredaktion wie @hazde oder @derwesten wäre – aber gegen einen unpersönlichen, ungepflegten RSS-Feed? Ohne die Überzeugung redaktioneller Notwendigkeit aus bloßer Mitmachability ins Netz geblasen? Sogar gegen Dieter Bohlen, der sicher in zehn Tagen zehntausend Follower hätte, würde ich lieber verlieren. Denn auch Bohlen wäre besser als ein RSS-Feed, weil [3 Std. nachgedacht, dann auf folgendes Alibi-Argument gekommen] man einen Tweet nicht hören kann.

spiegel_ei

Erst habe ich mit dem Gedanken gespielt, neue Grenzbereiche der Cheesiness auszuloten und einen unfollow-Aufruf gegen @spiegel_EIL zu veranstalten. Dann habe ich mir angesehen, wer dem Account so folgt. Es sind zum Großteil Ichprobierdasmal-Twitterer; unendlich viele Follower des auf asoziale Art automatischen Ailmeldungs-Ablaich-Accounts haben noch nicht mal ein Profilbildchen und keine zehn Tweets. Karteileichen lassen sich schwer mobilisieren.

Aber so ist es jetzt eben, Frontpage sticht Frisur, Mensch verliert gegen Maschine, und auch noch gegen eine, die weiter entfernt von künstlicher Intelligenz nicht sein könnte. Ein Gefühl, als würde man im Schach gegen einen elektrischen Reisefön verlieren. Meinen letzten Schuss – wiewohl vollkommen aussichtslos! – aber setze ich geradewegs ins nicht vorhandene Gesicht von @spiegel_EIL und kündige hiermit zur re:publica Anfang April in Berlin eine Neuauflage der Followerparty an; nur diesmal in Form der Unfollower-Party. Dorthinein kommt nur, wer @spiegel_EIL unfollowt (mir unter @saschalobo zu folgen schadet natürlich auch nicht;).

Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben, es gibt nur 1.000 Plätze – first unfollow, first serve.

This Post Has 100 Comments

  1. Höre gerade Antonio Vivaldi – Spring auf Last.fm lese deinen Artikel und kann diese dramatischte Entwicklung wirklich nachvollziehen. Gut, dass wir noch ein Leben haben und solche Dinge uns vollkommen egal sind.

    Aber schön geschrieben ;-)

  2. Ich bin Spiegel_Eil schon unfollowed, als sie WeltKompakt überholt haben, aus eben den oben genannten Gründen.

    Bin ich damit zur Followerparty zugelassen?
    Ich follow auch dir und deinen Fake und Anti Accounts.

  3. fühle mich genötigt spiegel_eil zu followen um zu unfollowen, was ich eigentlich garnicht will, also das followen…
    …aber followerparty…
    …verdammt!

  4. P.S.: Lässt du dir ein Tshirt drucken mit „Erst wenn der Letzte @Spiegel_EIL followt und die letzte Newsseite autotwittert, werdet Ihr merken, dass man RSS-Feeds nicht faven kann.“ ?

  5. Ja, ich folge @spiegel_eil. Warum? Es ist bequem. Ich bin mit meinen 11 Updates augenscheinlich auch einer dieser „ich probier das mal eben“ – Twitterer; lese aus beruflichem und privaten Interesse mit und gebe ab und zu mal meinen Senf ab. Da der Twitterfox nebenbei läuft und ich gerne die aktuellen Meldungen sehe, ist @spiegel_eil für mich – wie sicher für viele andere auch – die reine Bequemlichkeit, die den Blick in den Newsreader spart. Man liest ja eh schon mit.

    Ich würde mich von einem getwitterten RSS-Feed nicht in meiner persönlichen Ehre angreifen lassen. Twitter ist nunmal aus dem Nischendasein raus und im Wandel begriffen. Wenn nun eine Menge Menschen einer Maschine folgen, um die aktuellsten Meldungen getwittert zu bekommen – warum nicht.

  6. „Ein Gefühl, als würde man im Schach gegen einen elektrischen Reisefön verlieren“ – Nice! :-)

    Aber hey. Lass dieser Maschine doch ihre Follower. Es tut keinem weh und Gott sei Dank besteht ja durchaus die Möglichkeit, dass diese Follower auch dir, mir oder sonst wem folgen können.

    Ich denke die Leute werden nach einiger Zeit schon merken, dass redaktionell betreute Twitter-Accounts um einiges wertvoller sind.

    Daher danke im Namen aller Social Media Neulinge, die hoffentlich diesen Blog-Eintrag lesen und schnell Angeboten wie DerWesten, TAZ_DE, etc. folgen werden :-)

  7. Als Nichtfollower kommt man natürlich auch hinein. Und es geht hier nicht um meine persönliche Ehre oder so komisches Zeug, es geht hier um nicht weniger als die nur noch symbolische Herrschaft der gesamten Menschheit über die selbsterschaffenen Maschinen, es geht um den Kampf „Heart Microblogging against Hard Microblogging“, wir müssen die Welt retten vor den Apparaten entlang exakt dieser Frontlinie Mensch vs. Maschine! Dass ich davon auch persönlich profitiere, ist selbstredend reiner Zufall.

  8. Das peinlichste dabei ist, daß die Spiegel-Accounts Meldungen twittern, BEVOR die dazugehörige URL erreichbar ist. Wer also schnell genug liest und draufklickt, landet auf 404!

  9. gute überlegungen (wie so oft hier).

    ich habe kürzlich in meinem blog die followerfrage aufgeworfen, wer sich also von wem followen lässt und z.b. pr-klitschen-follower blockt oder eben zulässt. die antworten sind sehr interessant: http://bit.ly/whZjr

  10. Ich verstehe die Aufregung nicht. Jeder darf doch mit seinem Twitter-Account tun, was er will. Und Spiegel_Eil kann doch auch den RSS-Feed dahin lenken. Wenn einem das nicht passt, kann man doch einfach unfollowen. Ärger darüber? Unverständlich.

  11. Mensch gegen Maschine? Das ist lächerlich. Auf den Follow-Butten klickt immer noch der Mensch. Oder eben nicht. Kirche im Dorf lassen!

  12. Ich klicke mich jetzt bestimmt nicht durch Ihre Follower, Herr Lobo, denn Sie können mir bestimmt auch hier in einem Kommentar versichern, sämtliche „Ichprobierdasmal-Twitterer“, die „noch nicht mal ein Profilbildchen und keine zehn Tweets“ haben, sofort für Ihren Account zu blocken. Sie wollen doch sicher nicht, daß „Karteileichen“ Ihre Tweets lesen, oder?

    Eine andere Frage habe ich dann noch via Twitter gestellt:
    http://twitter.com/drikkes/status/1305621247

  13. Lieber drikkes, Ihre Position erstaunt mich, denn ich habe nie daran Zweifel gelassen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werden muss. Wo kämen wir denn dahin, wenn für @spiegel_EIL die gleichen Regeln gelten würden wie für Twitterer aus Fleisch und Blutrotem Haar?

    Auf der Followerparty gab es schon Freibier, auf der Unfollowerparty gibt es natürlich ebenso Freibier.

  14. Schön unfair, das mag ich. (Sonst hätte es wahrscheinlich auch nie eine Fortsetzung von TERMINATOR geben können.) Und wenn ich schon auf der re:publica bin, dann komme ich auch zur Unfollowparty; bin nämlich noch keinem einzigen RSS in Zwitscherform gefolgt.

  15. Irgendwann musste es so kommen. Aber würde SPIEGEL_EIL eine Followerparty veranstalten, dann könnten sie sehen, wie einsam sie tatsächlich sind.

  16. Wie wäre es mit: Was schert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt.
    Unfollowerparty bin ich dabei. Gibts da auch Schnaps und Nutten, sowie Blechroboter?

  17. Man müsste mal untersuchen, welchen Anteil Ranglisten zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Auf Maschinen wirken sie ja eher nicht. Ist das jetzt eigentlich gut oder schlecht?!

    Dem Spiegel followe ich ohnehin nicht mehr. Zu viel unnützes Zeug. Nicht mal unterhaltsam. Dann doch lieber Ranglisten-Liebhaber.

  18. Ich hab und werde „Spiegel_EIL“ nicht via Twitter folgen, kann leider auch nicht zur Unfollowparty kommen, wünsche aber allen dennoch viel Spaß beim Feiern ;-)
    Hab noch nicht mal irgendwas ähnliches wie „Spiegel Online“ via Twitter „abonniert“. Da müsste ich ja 24/7 vor Twitter hocken, um alle Tweets mitzubekommen – und außerdem gingen vielleicht andere wichtige Tweets von echten Twitterianern unter…

    Also, weiter so – und viel Spaß noch :)
    Grüße aus Tübingen,
    Alex

  19. Ich folge überhaupt niemandem, der Twitter nur als RSS-Schleuder benutzt. Dafür gibt’s schließlich Feedreader.
    Aber wenn’s bei er Party Alk gibt, bin ich natürlich dabei :-)

  20. ich habe @spiegel_eil gerade mal unfollowt.. kriege die tweets a) eh nicht mit und b) kann ich tippen und klicken, sprich genauso gut selber auf die Seite gehen..

    twitter ist kein weiterer RSS-News-Kanal, liebe News-Seiten .. und wenn das in euren Augen doch so sein sollte, dann lasst bitte zwischendurch wenigstens Menschen persönliche Eindrücke/News/Meldungen live (von vor Ort) twittern und, ganz wichtig, folgt euren Follower.. d.h. den Fans eurer Arbeit und somit euren Konsumenten bzw. den Käufern der Magazine/Zeitungen wenigstens zurück!

    jeder der @spiegel_eil entfolgt und stattdessen uns (@weareevangelist) und/oder Sascha folgt, bekommt von mir ein Bier* !

    *auf der nächsten freebeer web 2.0 party auf der man sich sieht ;) Der Rechtsweg ausgeschlossen.

  21. Gehört das jetzt zur digitalen Boheme oder ist das gar Loboismus?

    Aufgeben, bevor das Verlieren frühestens getwittert werden konnte?

    Da hätte ich mir aber einen Aktionismus gewünscht, der dann sondergleichen in die Geschichte des twitterns eingegangen hätte wären können! Yes, he has wahrscheinlich could it.

  22. Was wohl passiert, wenn die Besucher der spiegel_Eil-Followerparty und die Besucher der saschalobo-Followerparty sich in ihren Reisebussen auf einem Rastplatz begegnen?

  23. Spiegelei gibts nur zum Frühstück. (Irgendjemand muss ja auf die Photoshopkünste hinweisen.)

    Es kommen mir immer mehr Leute unter, die Twitter nutzen um die volle Dröhnung (Bsp. RSS) an Informationen zu bekommen, anstatt das wunderbare Netz aus Menschen zu nutzen um nur das beste zu bekommen. Ich nenne Twitter auch gerne den intelligentesten Filter, der bisher erfunden wurde. Man muss ihn natürlich über die Zusammensetzung der Leute, denen man folgt zusammenstellen.

    Und dann gibt es noch das persönliche. [Diesen Satz darf und möchte ich nicht schreiben, weil Big M ihn mit Copyright versehen hat. Sagen wir einfach ich mag es sehr sehr gern.]

    Zur Followerparty komme ich gerne.

  24. ….und dann schlage ich Harken und glaube ich bin die los. Und was passiert? Gehe um die Ecke stehn die wieder da -die Follower!!! Einmal eingrührt und nicht mehr weggerührt.

    Mich haben Tagelang irgenwelche Mädels aus Chicago in meinem Twett verfolgt.Nee war das aber Komisch Hahaha! Morgens waren sie da und abends wieder weg. Die neue Bewegung beim Twittern.Morgen könnten Sie und übermorgen Du dran sein!

    Schöne Wanderbewegung ist das geworden ! Wo sind meine Wanderschuhe eigentlich hin?

    Grüße von meinem Ortseingangsschild! :-)

  25. Ach komm, nicht weinen. Vielleicht will man ja gerne Eilmedlungen lesen. Andere lesen gerne lustige Gedanken eines Mohikaners, andere wiedereum Börsenmeldungen. Jedem das Seine. Mir alles.

  26. Unfassbar dass hier so viele nur wegen einem heuleintrag ihre Follow-liste ändern. Ist doch scheißegal ob Spiegel_eil überholt. Und sei es nur eine „Maschine“ die Leute wollen eben informiert bleiben. Seit wann ist das was schlechtes?!

    Ziemlich lächerliche Aktion.

  27. unfollow. Aber nicht wegen der Party sondern der Frisur ;-)
    Du hast vollkommen recht. ich war bisher zu bequem die Automaten rauszuwerfen, aber jetzt wird mal richtig aufgeräumt.

  28. ah, das ist also der Sinn hinter Twitter. Möglichst viele Follower bekommen um in den „Charts“ weit oben zu landen. Internet macht also doch dumm

  29. […] Nur: Wir sollten nicht vergessen, welche Möglichkeiten uns das Bloggen und twittern geben. Jedermann kann ohne großen Aufwand senden, wonach ihm ist. Frei von Zwängen, Regeln und Auflagen. Wenn jemand, wie der Spiegel, Schlagzeilen twittern will, dann soll er das tun. Wenn nun auch Oprah Winfrey ihre Sendung per twitter teasern sollte, kann sie das machen. Es steht mir frei, ihnen zu folgen – oder es sein zu lassen. Dafür brauche ich keine Bevormundung, nicht durch Ulanoff und auch nicht durch Sascha Lobo. […]

  30. ich muß da doch was verpasst haben, den ich twitter immer noch nicht und so ganz komme ich auch nicht dahinter was es für einen Sinn macht.

    Wobei ich schon verstehen kann das man sich fürchterlich Ärgern kann, das man gegen eine Maschine verliert. Aber man gewinnt nur wenn man besser ist wie die Maschine oder Sachen macht die eine Maschine nicht kann. Aber ob das rum meckern und rum heulen was bringt, glaube ich ja weniger.

  31. Ich wollte nur einmal darauf hinweisen, dass nicht @cnnbrk der Account mit den meisten Followern ist sondern @aplusk die meisten hat.

  32. … und wenn morgen einer kommt, der einen größeren, roteren Iro hat, was dann Herr Lobo?

    Solange man sich nur um die Anzahl der Follower Gedanken macht und nicht wie man z.B. seine Credibility wieder herstellen kann, hören die Unkenrufe nie auf. Vielleicht wollen Sie das aber auch nicht, bleiben Sie doch so in aller Munde, ähhh Tweets und RT?

    *Fingeraufdem@SaschaloboUnfollowButton*

    Zu Thema: Es wird sicherlich bald Charts geben, die die bösen Twittermaschinen ausfiltern und dann sind Sie wieder der King of Followers. Nur ein bisschen Geduld!

  33. Den 2. Absatz relativiere ich da ich erst zu spät auf das Post-Datum gesehen habe und mich von den aktuellen Kommentaren habe blenden lassen. Mea culpa. Im Kern steht die Aussage aber.

  34. Wieso Du hast doch schon lange gegen Calli Calmund verloren!!! Wenn jemand Lust hat dem Spiegel zu folgen soll er doch jedem wie er,sie,es möchte. Komischer Artikel hört sich an wie eine #beleidigte Leberwurst

  35. Sascha, du bist immernoch hinter dem Spiegel-Ei. Ka ob das korrelativ exponentiell nach Sinus-Cosinus Kurve parallel weiter so gegangen ist. Aber die haben jetzt 36.000 Followeggs.

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