
Freitagsbeschwerden schon montags
Ich bin ein komischer Typ; ab und an befällt mich beim Lesen eines Textes ein Unwohlsein, das mich zur sofortigen Distanzierung zwingt. Heute hat der Freitag einen Kommentar veröffentlicht, den ich grauenvoll finde. Es handelt sich um einen vollkommen ungebrochenen Lobgesang (gefunden via @mspro) auf Hugo Chávez, den Präsidenten von Venezuela. Chávez ist ein äußerst problematischer Staatschef mit äußerst problematischen Freunden: er unterdrückt die Freiheit der Presse, betreibt zweifellos Clanwirtschaft und ist an einer kritischen Demokratie nicht die Bohne interessiert. Einzelverlinkungen erscheinen mir an dieser Stelle überflüssig, Interessierte mögen per Google selbst ihre Informationstiefe ausbauen.
Der Freitag-Kommentar von Lutz Herden ist von einer Art, die ich in keinem unabhängigen, aufgeklärten Medium über irgendeinen Politiker lesen möchte. Der Artikel ist pure politische Propaganda pro Chávez und erinnert in seiner begeisterten Verblendung an politische Kommentare, wie sie in der studentischen Flugblattliteratur der 1970er über Mao und Ho Chi Minh verfasst worden sein mögen. Besonders übel stösst mir auf, dass Gegenpositionen („autoritär“, „linker Diktator“) benannt werden – aber mit einer kurzen Verhöhung („Man kennt ihre Sprüche zur Genüge“) beiseite gewischt werden, ohne ein einziges Argument vorzubringen.
Der Freitag ist damit für mich leider erst einmal vorbei.
Ja, manchmal reicht für sowas ein einziger Kommentar (verbunden mit einer entsprechenden Historie). In der Gegenwart von solchen Artikeln möchte ich mein Profil, meine eigenen Blogartikel eben nicht sehen. Und ja, ich sehe einen großen Unterschied zu problematischen Gruppen etwa auf Facebook und einem problematischen Artikel in einem redaktionsgesteuerten Medium.
Ich halte sehr viel von Pluralismus, Lutz Herden darf meinetwegen gern Advertorial-Kampagnen für ein trotzkistisches Mitteleuropa in Artikelform pressen und überall dort veröffentlichen, wo man das für richtig hält. Ich will aber nicht mit dabei sein. Deshalb habe ich versucht, meinen Account zu löschen. Ging aber nicht. Jedenfalls habe ich auch nach langer Suche keine entsprechende Funktion gefunden und daraufhin über das Kontaktformular eine Mail mit einem Profil-Löschantrag geschrieben (bis jetzt keine Antwort). Wieso kann ich auf freitag.de mein Profil nicht löschen?
Was mir aber diese montägliche Freitags-Unannehmlichkeit vor Augen geführt hat: Kurzzeitig hatte ich gehofft, dass der Freitag mit dem Kauf durch Jakob Augstein und dem auch inhaltlichen Relaunch das parteiunabhängige, linksliberal-aufgeklärte Medium werden würde, das in der deutschen Medienlandschaft fehlt. Diese Funktion, die der SPIEGEL mal hatte (sagt mein Vater jedenfalls), bevor zu viele Leute wie Carsten Volkery dort CDU-Mitgliedsanträge in Artikelform veröffentlicht haben.
Leider schliesst der Freitag diese Lücke in der Medienlandschaft nicht, denn unter Meinungsvielfalt fällt Propaganda für mich bestimmt nicht. Übrigens habe ich gar nichts gegen politisch gefärbte Kommunikation, das tue ich selbst auch oft und gern, ich habe nur etwas gegen Propaganda im Journalismusgewand.
Aber wo ist das linke, parteiunabhängige Medium, auf das wir warten, die wir Toleranz brauchen, die Freiheit lieben, die Marktwirtschaft akzeptieren, die Veränderungen der Welt bemerkt haben, die Gesellschaft nicht revolutionieren, sondern weiterentwickeln wollen und die Individualität als Wert erkennen, ohne die hohe soziale Verantwortung zu vernachlässigen?
Die taz kommt vermutlich am nächsten ran – hat aber neben einem mangelhaften Internetauftritt ein großes Problem: die Artikel sind einfach zu selten interessant. Aus beiden Gründen fällt es mir schwer, taz-Artikel zu Ende zu lesen. Auch gerade eben beim Schreiben dieses Beitrags wollte ich mich nochmal rückversichern und habe zwei Zufallsartikel ausgewählt: der erste behandelt ein Thema, das ich in einem linken Medium aktuell aufbereitet sehen wollen würde. Tatsächlich ist der taz-artikel zum Datenschutzgipfel aber eine dpa-Meldung, wie sie im Web kaum abgewandelt bezeichnende 924 Mal zu finden ist.
Der zweite taz-Artikel war ein Kommentar zur eventuell anstehenden Enteignung von Banken der Finanzkrise des globalen Kapitalismus wegen – hier könnte man vermuten, dass allein die großen Worte (Enteignung! Kapitalismuskrise!) linke Brillanz oder wenigstens eine herausstechende Meinung hervorbringen könnten. Nö. Der taz-Kommentar von Ralph Bollmann, immerhin Leiter des Parlamentsbüros der taz, könnte wortgleich in der Private Equity-Kundenzeitschrift der Deutschen Bank stehen, ohne auch nur einen einzigen empörten Anruf nach sich zu ziehen. Er ist einfach uninteressant und unüberraschend, dabei gleicht die Ausgangslage einem Elfmeter. Ohne Torwart. Auf einem abschüssigen Platz. Mit einem bereits rollenden Ball.
Beim linken Independent-Medium Jungle World dagegen hat man selbst bei besonnenen Artikeln zu oft den Eindruck, als käme die Marktwirtschaft für die Autoren allenfalls zwischendurch in Frage und als wäre die Abschaffung des Kapitalismus nur eine Frage der richtigen Situation. Die Überwindung des westlichen Wirtschaftssystems mag in der WG-Küche eine hocheffektive Meinungsvariante sein, wenn man mit der Tübinger Apothekerstochter mit Pali-Tuch schon nach dem vierten Rotwein knutschen möchte. Ich selbst würde aber gern zeitgemäße, konstruktive Kapitalismuskritik sehen, also die Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft, etwa unter den Gegebenheiten der (wünschenswerten) Globalisierung. Nein, auch die Jungle World trifft trotz oft hervorragender antifaschistischer und in Einzelfällen auch kluger wie witziger wirtschaftspolitischer Berichterstattung weder Ton noch Geschmack.
Von den restlichen linken und scheinlinken Medien ganz abzusehen, erst recht von dem weitgehend unerträglichen Indymedia-Getöse, deren theoretische und früher tatsächlich vorhandene Notwendigkeit durch bizarr-politische Kommentare bzw. durchschnittlich vollverwirrte Leserschaft ad absurdum geführt wird, zumal auch die Artikel etwa die deutsche Polizei als kurz vor dem faschistischen Staatsstreich stehend darstellen. Indymedia entspricht den Heise-Foren für Attac-Mitglieder.
Um es kurz zu machen: Ich will den Kapitalismus nicht abschaffen, sondern optimieren. Ich will Berichterstattung, in der nicht zwischen den Zeilen das „Eigentlich macht die Merkel ihre Sache ja ganz gut“ durchscheint. Ich wünsche mir einen aufgeklärten Gesellschaftsliberalismus jenseits des wirtschaftlichen Liberalismus-Kidnappings der FDP. Ich bin linksliberal-demokratisch mit sozial-marktwirschaftlichem Einschlag und möchte undogmatische, aber klare und intelligente Positionen sehen. Wo ist mein Medium?
Guter Artikel von @saschalobo http://tinyurl.com/d2v9ky
@saschalobo ist auf der Suche nach linken Medien mit Ideen … derfreitag ist es auf jeden Fall nicht. Deine Meinung? http://bit.ly/orASO
Ich habe angefangen deinen Artikel zu lesen und bin dann gewechselt zu „der Freitag“, um zu wissen worüber du schreibst.
Ich teile die Meinung zu dem Kommentar voll und ganz! Ich selbst war durchaus erschrocken über das, was geschrieben wird.
Für mich war besonders schockierend zu lesen:
„Von welcher Regierung in Europa ließe sich sagen, dass sie derzeit soviel Anstand besitzt, einer Politik im Interesse der Mehrheit zu folgen? “
Also dieses angeblich linksliberale Medium spricht sich für die „Mehrheit“ aus. Volksabstimmungen sind schön und gut, haben aber doch ein großes Manko: es gibt keinen Minderheitenschutz! Was die Mehrheit will muss nicht zwingend richtig sein. Das verkennt der Autor mit dem oben zitierten Kommentar.
Selbst bin ich CDU-Wähler und Mitglied – aber auch den Ideen und Impulsen der anderen Coleur (gelb, rot, grün, pink/tiefrot/tiefrotmanchmalleichtbraun) gegenüber nicht verschlossen.
Die Presselandschaft soll und MUSS vielfältig sein, aber nicht werbend für die eine oder andere Partei. Objektivität sollte für einen Journalisten (anders als bei einem Blogger) das oberste Gebot sein. Alle Seiten beleuchten und dann auch gerne zu einem parteipolitisch gefärbten Urteil kommen. Aber nicht so blind wie in diesem Kommentar.
Der Tenor in dem Kommentar gibt einem zu denken…..
Wie wäre es mit der „Berliner Republik“? Das ist zwar die Zeitschrift der „Netzwerker“ in der SPD, aber inhaltlich nicht weit vom Dir geforderten entfernt.
auch wenn heute anderes auf dem Programm steht, diese Kritik von @saschalobo ist so „à point“ dass es eine Freude ist http://is.gd/jMZz
Ich weiß schon, warum ich in mein Freitag-Blog nichts geschrieben habe. Seufz. Eigentlich ist das Format nicht schlecht. Zumindest im Print.
Im Web trollten sich da in den letzten 2 Wochen hauptsächlich die „früher war der Freitag viiiel linker“-Nostalgiker mit ihrem alle Beiträge überschwemmendem geflame. Vielleicht ist dieser !“§$%&-Kommentar eine „Antwort“ auf die Bedürfnisse dieser Leserschaft. Das wäre genau so nachvollziehbar wie traurig, da dann die Neuausrichtung, die Augstein anstrebte, kräftig daneben ging.
Mir gehts leider ganz genau so wie dir. Zwei Wochen schau ich mir
a) die schnelle Erholung oder
b) das langsame Sterben
noch an…
[…] 5. “Freitagsbeschwerden schon montags” (saschalobo.com) Sascha Lobo will, nachdem er auf freitag.de einen “vollkommen ungebrochenen Lobgesang” auf Hugo Chávez gelesen hat (hier), sein Profil bei freitag.de wieder löschen. Doch es gelingt ihm nicht. […]
Ich war nachgerade erstaunt, dass ein zumindest vage linkes Medium sich schon bei der Anmeldung verhält wie eine Gewinnspielwebseite: Häkchen für den Newsletter schon mal vorab gesetzt, ich machs weg, klicke weiter, kleiner Fehler (man darf offenbar bei Handynummer nicht „Ich find’s scheiße, dass ihr überhaupt fragt“ eingeben), Fehler korrigiert, aber huch! das Häkchen ist wieder da.
Kindisch.
Habe dann das getan, was ich wollte, einen Beitrag kommentiert und geschaut, wie ich mein Profil wieder lösche. Nix gefunden. Doof. Hat mir die anfängliche Sympathie mit dem Projekt „Neuer Freitag“ schon mal wieder genommen.
Der Chavez-Beitrag ist, dazu muss man nicht mehr viele Worte verlieren, natürlich irrsinnig.
er spricht mir aus der seele: http://www.tinyurl.com/d2v9ky
ja. auch wenn ich persönlich den „Liberalismus“ durch so was wie einen libertären sozialmus ersetzen würde, den man auch noch erst erfinden muss.
vgl. das blog-manifest für eine Digitale Linke (= der link oben, unter „website“.)
kann man eine gescheite graswurzel-Digitale Linke nicht im Web organisieren? und wie würde man das machen? was sagt die Intelligenz-Agentur dazu? gibts ein wiki und eine ning-gruppe dazu? ich bitte die Berliner avantgarde voranzuschreiten.
„Indymedia entspricht den Heise-Foren für Attac-Mitglieder.“ http://bit.ly/Ul0Xw
Ich schreibe hier, da ich hoffe über weitere Kommentare benachrichtigt zu werden. Ein eventuell gefundenes Medium würde mich nämlich auch brennend interessieren.
Dein Blogbeitrag finde ich sehr gut. Der vorletzte Absatz war zwar wiedermal…naja. Aber der Rest ist gut.
[…] der einen Seite schreibt er ganz angenehm. Seine Sätze sind geschliffen (aber nicht so, wie die Sätze Sascha Lobos) und auf der anderen Seite hat er ein gewisses Talent, erworbenes Wissen (wenn auch nur […]
Wieso meinen eigentlich immer alle Blogger, es gäbe in Deutschland kein „linksliberal-aufgeklärtes Medium“ mehr? Ist „Die Zeit“ nicht linksliberal? Die SZ? Die FR? Linksliberale Zeitungen gibt es mMn immer noch genügend, „Der Spiegel“ gehört sicherlich seit Aust nicht mehr dazu. Was es schon weniger gibt, ist eine Zeitung, die links von linksliberal steht, und dabei mehr ist als ein Verlautbarungsorgan der Partei „Die Linke“ (à la „Junge Welt“, so etwas dogmatisches kann ich nicht ernst nehmen).
Die taz kommt dieser Vorstellung sicher immer noch am nächsten. Ich kann nicht nachvollziehen, warum du deren Online-Auftritt für „mangelhaft“ hälst, auch finde ich die Artikel meistens recht gut geschrieben. Daneben wäre aber eine Wochenzeitung, die sich dem „demokratischen Sozialismus“ zuordnet, ohne dogmatisch zu sein, eine wichtige und gute Sache. Inwieweit „Der Freitag“ das sein könnte, kann ich nach zwei Ausgaben noch nicht beurteilen. Der Chavez-Kommentar ist tatsächlich schräg, allerdings eher wegen des Tonfallls, der tatsächlich an realsozialistischen Verlautbarungsstil erinnert.
Besonders treffend ist die Beobachtung, dass die Artikel in der taz langweilig sind. Eine so überraschende wie simple Feststellung – ja, GENAU SO ist es. Interessante Themen, völlig uninteressante Artikel. Rätselhaft.
Vielleicht ist das das Problem bei des „linken“ Denkens – jeder meint immerzu Recht zu haben und muss es auch behalten. Die Judäische Volksfront. Und die Volksfront von Judäa auch. Man erinnert sich daran. Und natürlich müssen sich alle immer aufs Messer bekämpfen. Und sich die existenzberechtigung absprechen. Herrjeh.
Also – wie ein Kommentar zum Beziehungsabbruch führen kann, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. So flatterhaft? So wenig Durchhaltevermögen? Ich lese die FAZ seit 15 Jahren. Und wenn ich bei jedem Bertholt Kohler Text mein Abo abbestellt hätte, könnte ich mich gar nicht so schön ärgern … Debatte sieht anders aus. Debatte heisst – dagegen angehen. Mitmachen. Sich äußern. Kämpfen. Nicht aufgeben und abhauen.
Lieber Sascha Lobo. Sie können immer wieder gerne zurückkommen. Ich sag jetzt erst mal den Community-Leuten, dass Sie gelöscht werden wollen. Tschüß.
Du, ich hab gar nichts (oder nicht so viel) gegen Chávez (Können wir wann anders mal ausdiskutieren). Ich fand nur, der Artikel war grauenhaft geschrieben. 12. klasse Antifatreffen. Derart inksdogmatisches Rumgemeine ist etwas, was ich bei indymedia finde, aber doch nicht bei einer sich selbst publizistisch ernstnehmenden Plattform. Das war einfach nur peinlich. Das wollte ich sagen.
Aber deswegen den Freitag schon aufgeben? Nö.
Ach Gott, ach Gott – wie wehleidig! Glaub‘ mir man, an der Abschaffung des Kapitalismus arbeiten derzeit ganz andere als ausgerechnet die Kommentatoren des Freitag …
1. Am meisten Spaß macht es ja scheinbar, sich immerfort zu distanzieren. Da fühlt man sich gleich besser. Huch, große Hoffnungen in den Freitag, huch, enttäuscht worden, huch, jetzt wende ich mich ab. Gibt bestimmt ein neues Projekt, eine neue Zeitung, irgendwas. Diese Geschichte liest man jetzt ja andauernd. Wenn man den Kommentar auf der Freitag-Seite unannehmbar findet, kann man das dort jetzt auch sagen.
2. Fußballvergleiche kommen ja auch immer gut, das wirkt so volksverbunden. Aber glaube mir, ein Elfmeter ist viel schwieriger zu schießen, wenn der Platz abschüssig ist und erst recht, wenn der Ball nicht ruht.
„Aber wo ist das linke, parteiunabhängige Medium, auf das wir warten, die wir Toleranz brauchen, die Freiheit lieben, die Marktwirtschaft akzeptieren, die Veränderungen der Welt bemerkt haben, die Gesellschaft nicht revolutionieren, sondern weiterentwickeln wollen und die Individualität als Wert erkennen, ohne die hohe soziale Verantwortung zu vernachlässigen?“
Drei, äh siebenm Dinge auf einmal? Das geht doch nun wirklich nicht.
DOCH, mit der neuen LOBO! DADAZONG! Jetzt brandneu: Unser Twitter-Interview mit Modemachern in Tanzania. Der neue Trend heisst: Kauf die Armen reich! DADAZONG! Empowerment mit Mikrokrediten – Helfen lohnt sich wieder. DADAZONG! Das aktuelle Google-Maps Overlay: Billigdiscounter – Hier sind die Chefs noch nett zu ihren Angesellten. DADAZONG! Und im Brennpunkt Gesellschaft: Internet für Hartz-IVler? Ja, aber keine Pornos. DADAZONG!
Du verlangst dein Medium in dem genau der links-liberale Reformismus diskutiert den du dir wünscht und in dem du nicht mit Positionen assoziiert wirst, die du ablehnst oder nicht deinem Kriterium von Meinungsvielfalt genügen. Du willst also nur das, was du schon für deins hälst und grämst dich, daß der Markt es nicht herbeizaubert. Wenn du die Marktwirtschaft also grundsätzlich begrüsst, wird dir nichts anderes übrig bleiben, als Mittel zu organisieren um genau so ein Medium zu erschaffen und darauf zu hoffen, daß sich in ausreichender Zahl Mitstreiter finden, denen die Ironie, je nach Marktlage freiwillig oder schlechtbezahlt ausgerechnet den Kapitalismus zu reformieren nicht sauer aufstösst.
Sollte dir allerdings das abartige Moment eine Position, die politische Meinungsbildung und gesellschaftliche Entwicklung den Kategorien der Warenproduktion unterstellt (und als infrastrukturelle Investitionen in dieselbe sieht), irgendwann auffallen oder komisch vorkommen, dann würde ich vorschlagen, die Beteiligung auf alle Medien auszuweiten, in denen Menschen redlich versuchen die Dinge in alle möglichen Lichter zu zerren – damit man sie eines Tages wieder sehen kann.
„Ich bin linksliberal-demokratisch mit sozial-marktwirschaftlichem Einschlag und möchte undogmatische, aber klare und intelligente Positionen sehen.“
Wenn der Herr Lobo eine Partei gründet, bin ich dabei ;)
Im Ernst: Ich kann diesen Satz für mich absolut unterschreiben und ich habe den Verdacht, dass es das passende Medium deshalb (noch) nicht oder viel zu selten gibt, weil es einfach sehr wenige Leute mit einer so tollen Einstellung gibt! Ich bin auch Pluralist durch und durch und akzeptiere gerne andere Meinungen, aber wo sind die ideologiefreien, praktischen, modernen Ideen! Es wird mir leider viel häufig links geredet und zu selten links nachgedacht!
@ Kai: Mag sein – aber ich habe deshalb auch überparteilich geschrieben.
@ Martin Lindner: Die Berliner Avantgarde hat sowas ja schon mal versucht auf dem 9to5-Festival, namentlich mit dem Podium zum „linken Neoliberalismus“ (von dem Begriff halte ich nicht allzuviel). Das wiederum war ein Teil der Inspiration zu dem sehr empfehlenswerten Buch „Links. Comeback eines Lebensgefühls“ von Christian Rickens.
@ Medienjunkie: Zeit, SZ, FR sind für mich klassisch bildungsbürgerliche Medien mit verschiedenen Tendenzen, die man sicher als weniger konservativ bezeichnen kann. Progressivität stelle ich mir aber anders vor.
@ Jakob Augstein: Dankeschön ersteinmal für’s eingehen auf die Argumentation, das finde ich wegweisend – also generell das Kommentieren eines Herausgebers in einem Blog. In „flatterhaft“ und „wenig Durchhaltevermögen“ finde ich mich natürlich wieder, aber mein Problem ist woanders. Es ist ja nicht so, dass ich den Freitag nicht mehr lese. Sondern, dass mein Mitmachwunsch versiegt ist – ein wichtiger Unterschied. Und ja, Debatten sind wichtig, und ich kann mir vorstellen, mit jemandem zu debattieren, der Chávez gut findet. Nur hänge ich mein Foto ungern an seine Haustür. Und ich könnte noch viele schiefe Metaphern finden – ich fühle mich eben unwohl Haustür an Haustür mit einem solchen DDResken Verherrlichungstext. Kämpfen schließlich mag ich gern – aber lieber kommunikativ nach außen und nicht diskursiv nach innen. Das alles soll aber nichts für die Zukunft heißen, einen soliden Sympathievorsprung genießt der Freitag schon noch. Und dafür, dass ich erst überlegt habe, statt des Artikels „Menno, beim Freitag kann man sein Profil nicht löschen“ zu twittern, ist das jetzt schon fast zu viel Aufmerksamkeit für einen kurzen, verblendeten Kommentar.
@ Klaus Jarchow: Bitte um genaues Hinlesen: ich habe beim Freitag-Kommentar anderes unterstellt bzw. bemängelt als den Kapitalismus-Abschaffungswunsch, nämlich Propaganda für einen Antidemokraten.
@ sascha: Das mag ja sein – Chavez ist sicherlich kein Bestnoten-Demokrat, aber immer noch besser als Mugabe, Mubarak oder – in meinen Augen – auch als der selige Schorsch Dabbeljuh. Skandalös ist so etwas bei gewissen Leuten meist nur dann, wenn der jeweilige Antidemokrat nicht zugleich gut marktliberal daherschwätzt. Dass derzeit so viel über diesen Märchenonkel aus Venezuela berichtet wird, das hängt damit zusammen, dass er sich jetzt immer und immer wieder demokratisch WÄHLEN lassen will – und dass er zugleich unfairerweise viel Geld nicht nur in die eigenen Taschen, sondern auch in Bildung, Rente und ähnlichen Firlefanz stopft, statt in die Bourgeoisie oder in die Gewinne der Ölkonzerne. Ich meine: Wo soll so etwas hinführen?!
Wählen können wir übrigens unsere Angela auch ad libitum, genau wie jetzt den Präsidenten in Venezuela – ist dir das schon mal aufgefallen? Wenn wir es wollen, dann ist die 2040 noch gewählte Bundeskanzlerin. Dass du in vielen Teilen deines Textes höchst marktwirtschaftlich dahertirilierst, das ist für jeden wohl unüberhörbar. Es ist ja auch legitim, aber es ist nun mal auffällig, wie anfällig du dafür bist. Davor schützt der rote Irokese nicht …
[…] sascha lobo sucht sein medium. zwar erst im letzten satz, aber immerhin. schon komischirgendwie , ich dachte immer der wäre selber eines. « […]
@ Klaus: Schlimm und schlimm vergleicht sich schwer, ruckzuck ist man in der bekannten Hitler-Stalin-Falle, die ja als einziger Weg nicht nach Rom führt. Probleme habe ich mit Deiner Formulierung „immer wieder demokratisch WÄHLEN lassen“. Wahl heisst nicht automatisch demokratisch, im Fall Chávez schon gar nicht, wenn Sendelizenzen kritischer Sender aus Versehen nicht verlängert werden und die Opposition auf alle möglichen und unmöglichen Arten behindert wird.
Dass ich marktwirschaftlich argumentiere, liegt daran, dass ich marktwirtschaftlich orientiert bin, da ist anfällig das falsche Wort. Ich halte eine soziale Variante der (kontrollierten) Marktwirtschaft für das beste bzw. am wenigsten schlechte Wirtschaftssystem. Abgesehen davon bin ich auch Werber. Und ich finde wenig erbärmlicher als Werber, die tagsüber Mercedes-Claims machen und abends den Kapitalismus überwinden.
Nun ja, demokratisch ging’s – wenn du schon die Medien heranziehen willst – im Fall Ypsilanti auch hierzulande nicht unbedingt zu. Die wurde im Einverständnis von etablierter SPD, von CDU und Mainstream-Medien gemeuchelt, und zwar wegen eines ‚Wortbruchs‘, den Schröder zuvor zehnmal am Tag ohne im geringsten rot zu werden beging, und den auch im Falle Wowereit niemand jemals einer Bemerkung wert fand. Aber in Berlin gibt es ja Fraport nicht. Insofern sind wir in Deutschland vielleicht weniger weit von Venezuela entfernt als viele das glauben. Überall sind nur Menschen unterwegs. Mit der Betonung auf ’nur‘ …
Was dein Einwurf ‚mit Mercedes‘ soll, das weiß ich nicht. Aber auch dazu ein Kommentar: Ich denke, seit Schrempps Zeiten wäre Daimler mit Vernunft besser beraten gewesen als mit Neoliberalismus und globalem Größenwahn. Chrysler und Mitsubishi waren bekanntlich sehr teure Abenteuer – bei null Rendite, aber mit reichlich Lehrgeld.
Wenn Werbung für dich bedeutet, dass du täglich den Ideologie-Napf von Herrn Westerwelle und der vereinigten Deregulierer-Front ausschlabbern musst, dann hast du in meinen Augen schlicht die falsche Berufsauffassung. Werbung heißt nicht, Herz und Kopf verkaufen zu müssen. Eher im Gegenteil – gegen gewisse hirnamputierte Deregulierer zu sein, das heißt nicht, Antikapitalist zu sein. Es heißt viel mehr auf vertrackte Weise sogar, der Befürworter einer segensreichen und regulierten Marktwirtschaft zu sein …
Klaus, wenn Dir die Haare zum Herbeiziehen ausgehen, sag‘ bescheid. Auch irgendwelche Ideologienäpfe bildest Du Dir ein, interessanterweise vollkommen ohne auf meine Ausführungen einzugehen. Dein Ypsilanti-Kommentar ist a) sachlich falsch, hat b) keinerlei Bezug zur Demokratiefrage und verändert c) die Chávez-Situation nicht im entferntesten.
Ja – dito.
Linke Medienschlacht @ http://tinyurl.com/d2v9ky
Demokratisch gewählte, ungenügend freiwirtschaftlich orientierte Präsidenten hatten in Lateinamerika öfter mal das Pech, bei einem Flugzeugabsturz zu sterben – vielleicht rührt daher eine gewisse Paranoia?
Wie auch immer, die Zeitschrift, die sich „intelligent und undogmatisch“ der „Verbesserung des Kapitalismus“ widmet ist doch die brand eins, oder irre ich?
ein schöner eintrag, weil er mich in wallung bringt.
1. hoffe ich, dass der freitag so links bleibt, wie er war, weil es vom linksliberalen mainstream genug gibt. die anderen genannten blätter sind sich alle zum verwechseln ähnlich, und dass der freitag die rolle des alten spiegel einnehmen könnte – gott bewahre.
2. hoffe ich, dass uns allen noch das licht aufgeht, dass der kapitalismus nicht optimiert, sondern überwunden werden sollte.
3. hoffe ich, dass chavez‘ bolivarianische revolution noch weiter geht, und falls es hier jemanden interessiert, was sie praktisch bedeutet: http://www.freitag.de/2008/06/08061001.php
4. sehe ich keinen grund, sich über chavez‘ aktuelles referendum der unbegrenzten wiederwahl aufzuregen: helmut kohl ist 4 mal, ich wiederhole, 4 mal gewählt worden.
5. hätte ich mehr stehvermögen von dir erwartet. wegen eines trotzkistischen kommentars das handtuch zu werfen und ein ganzes blatt zu ächten, finde ich unerwartet unzeitgemäß. sind wir noch in den 60ern?
deine kritik mit dem „zwangsblog“ auf freitag.de neulich fand ich allerdings sehr berechtigt.
immer locker bleiben.
gruß aus st. pauli
„Kapitalismus optimieren“? Der ganze Kram fliegt uns um die Ohren und du willst optimieren? Na dann: Viel Spass.
Das Thema war ja eigentlich der Chavez-Artikel: Der ist ja noch schlimmer als Indymedia.
@ Cardoso: Natürlich den Kapitalismus optimieren. Ist mir jedenfalls lieber, als den „real existierten Sozialismus“ zu exhumieren. Meinungsfreiheit steht nämlich ganz oben auf meiner Wunschliste.
@ Sascha Lobo: Wie in jeder Partei gibt es in jeder Partei der sogenannten Mitte Flügel. So gibt es in der FDP auch einen linken Flügel, hat die Union ja auch. Momentan hat die FDP nach meinen Informationen über 65.000 Mitglieder. Die wollen und sollen sich alle im Programm wiederfinden. Und wenn das auch dem restlichen Volk gefällt, dann wird FDP gewählt. Oder eben was anderes. So ist Demokratie eben. Da kannst Du wollen, was Du willst, die Mehrheit entscheidet. Guido Westerwelle hat mal sinngemäß gesagt: „Wenn Sie eine Partei wollen, mit der sie in allem Punkten übereinstimmen, dann müssen Sie eine eigene gründen und ein Leben lang das einzige Mitglied bleiben.“ Ich geb‘ es nicht gern zu, aber ich glaube, da könnte er Recht haben. Genug FDP!
Jetzt zur Chávez-Problematik bzw. Deinem Problem, mit dem Chavez-Kommentar. Der Kommentar ist als solcher in Ordnung (Meinungsfreiheit etc.) Der Inhalt gefällt mir auch nicht, aber er darf natürlich schreiben, was er will. Ist ja nicht unbedingt kriminell Schwachsinn zu verbreiten. Wäre aber mal zu überlegen;-) Ich finde es nur bedenklich, daß da jemand offenbar wirklich so denkt. Entweder weiß es Herden nicht besser oder er will ganz einfach provozieren und Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht hat er auch einfach nur schlecht gefrühstückt gehabt und da mal richtig die Sau rausgelassen. Immerhin bist Du (und wir, die wir hier kommentieren) schon mal drauf angesprungen. Es ist das alte Rezept: Hier ein bißchen broderisieren, da etwas Mattusekalisches mit oben drauf ein Häubchen Diekmann. Wenn Herdens Artikel allerdings Kinder lesen, glauben die vielleicht wirklich, was er da von sich gibt und dann wird’s bedenklich. Wer halbwegs gebildet ist, sollte sowas doch nicht ernst nehmen.
lieber sascha, selten solch eine klasse Debatte gelesen. Und was die taz anbetrifft: Hiermit laden wir Dich zum tazkongress vom 17. bis 19. April ein. Mehr noch: Wir möchten gerne, dass Du Deine Sicht der Dinge (auf die taz, auf die Printwelt, auf die obskurantistische, leider viel Chavez-freundliche Linke) auf dem Kongress in einer Diskussionsveranstaltung vorträgst. Was meinst Du? Meien e-mail-Adresse hast Du ja, Details können wir klären – ich würde mich extrem freuen, hättest Du an diesem Wochenende Zeit.
Hallo Anwesende!
Ja der Freitag, wird ja weitreichend promotet.Also guckte ich mal so rein.Für mich ist dieses Format, etwas Gewöhungsbedürftig.Mit Kompaß ist besser. Aber ich werde, mir das gute Teil,trotzdem regelmäßig einverleiben. Und wenn es mir, doch noch munden sollte.Dann bloggeich, auch dort,was das Zeug hält.Gibt ja genug „Buchstaben für alle“!
Das könnte ein neuer Slogan werden.Oder doch nicht. Woanders wird „Bier für alle,“ verlangt.Da ist es dann mit Buchstaben eben! Sehr sinnig und im Kontext mit einem Text, der lesbar ist zusehen!
Einen Tag mit oder ohne Buchstabensuppe-sei jedem von hier gewünscht!
Herzlichen Gruß
Martina
@Erklärer: Was war denn das? Digitales Strom/kein Strom? Keine Phantasie? Fällt dir nix ein als „real existierender S.“?
Der Kapitalismus funktioniert zur Zeit klassisch: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Ein bisschen Nationalismus passt im Moment auch gut. Seit wann gehört Opel GM? Warum reden jetzt alle von „deutscher Firma“?
Nochmal: Der Chavez-Artikel ist schlecht. Punkt. Aber warum heult der Sascha gleich rum? Jakob Augstein hat recht.
Digitale Boheme? Digitales Bürgertum.
@ Cardoso: Mir fällt sogar eine ganze Menge ein. Da Unternehmen Steuern zahlen, kommen die Gewinne auch der Gemeinschaft zugute. Natürlich nur ein Bruchteil. Sind ja keine volkseigenen Betriebe (in der Regel). Aber etwas aufzubauen, aufrecht zu erhalten und zu auszubauen, ist ja auch sozial. Letztlich gibt es dann Arbeitsplätze. Verluste trägt in der Regel der Steuer- und Beitragszahler nur dann, wenn Arbeitnehmer entlassen werden und es in die Insolvenz geht. Das hängt alles von der Gesellschaftsform ab. Die meisten Firmen in Deutschland (die die meisten Menschen beschäftigen) sind keine AG. Mittelständige Unternehmer haften oft mit den berühmten Häusern und Höfen. Übrigens gibt es z.B. auch Privatinsolvenzen, wo der Staat selbst denen hilft, die selbstverschuldet in Not geraten sind.
Ich halte das alles für eine völlig überzogene Debatte.
Ich sage nur: 3,5 Mio. Arbeitslose in Deutschland und 78 Mio. schreien auf. Wollen diese 78 Mio. nicht eigentlich auch, daß mal was für sie getan wird? Besteht Deutschland nur aus Arbeitslosen und bösen Wirtschaftsbossen und Heuschrecken-Unternehmen?
Und was soll jetzt dieser Nationalismus-Aufschrei?
Wenn Barack (Messias) Obama fast eine Billion Dollar in „seine“ Wirtschaft investiert, ist das allenfalls patriotisch. Damit habe ich nicht gesagt, daß es sinnvoll ist. Renommierte Experten meinen, es müßten – wenn überhaupt – 2 Billionen sein. Oh, oh, da denkt einer an sein Land!
Laß Sascha doch denken und äußern, was er will.
Ich lebe gern im Kapitalismus und noch ist er nicht entfesselt. Längst nicht! In einem zügellosen Kapitalismus hat noch keiner von uns gelebt. Bevor man ein System verwirft, sollte man vielleicht darüber nachdenken, wie man es optimieren kann. Da fehlt vielen tatsächlich die Phantasie. Noch nie ging es uns so gut. Das mag platt klingen. „Das Gras ist grün“ klingt auch platt, wahr ist es aber trotzdem.
Du hast Deine Meinung und ich meine. Ich kann damit gut leben. Du hoffentlich auch. Falls es Dir darum geht, Recht zu haben, dann kommen wir eh nicht weiter. Wer soll das beurteilen?
Und auch noch mal: Der Chávez-Artikel ist ein tendenziöses Geschmiere, ja. Na und? Gibt schlimmeres und in ein paar Tagen redet kein Mensch mehr drüber. Reg Dich lieber über Chávez selbst und über die Zustände in Venezuela auf!
… rührt das Unwohlsein gegenüber dem Freitag vielleicht auch daher, dass der „Antilobo-Twitterer“ in der Printausgabe mit einem Artikel erwähnt wurde?
Lieber Erklärer,
ich kann nicht nur mit meiner, sondern auch mit deiner (und mit Saschas) Meinung sehr gut leben. Über Unternehmen, die Steuern zahlen (oder auch nicht), müssen wir nochmal reden ;)
Und auch über Arbeitgeber/-nehmer. Deutsch ist nicht meine Muttersprache , ich frage mich seit Jahren, wer denn wohl Arbeit gibt oder nimmt.
Klar, es geht uns gut, keine Frage. Aber: Wer zahlt den Preis dafür? Die Wanderarbeiter in China? Die, die unseren Elektroschrott entsorgen? Die, deren Coltan für unsere mobile phones abgebaut wird? Hier mal ein kleines Beispiel:
http://www.wiwo.de/finanzen/kampf-um-die-kupfermine-293748/
Über Chavez kann ich mich auch aufregen. Ich wollte mich aber eigentlich über Saschas Umgang mit einem schlechten Artikel aufregen.
Lieber Sascha: Entschuldigung. Mal wieder ist eine Kommentarfunktion aus dem Ruder gelaufen. Danke für den Raum, ich verstehe deine Meinung zum Artikel, deine Konsequenz daraus finde ich mau.
Holla, kein Grund zur Entschuldigung. Ich bin ja überzeugter Pluralist und darüber hinaus auch großer Freund der Beschimpfung, wenn sie nicht nur aus unflätigen Pöbeleien besteht, sondern sich auf ihren Kern konzentriert, nämlich die charmante Herabwürdigung anderer Lebensteilnehmer.
Abgesehen davon möchte ich nochmal etwas klarstellen, was in meinem Text dort oben offenbar zu kurz gekommen ist: ich werde den Freitag auch weiterhin lesen (online), wie die FAZ und SpON auch. Meine Reaktion kam zu Stande, weil ich glaubte, eine Art Medienzuhause gefunden zu haben – ich habe sonst kein aktives Profil bei einem redaktionellen Medium (ausser zu Forschungszwecken).
Wenn jemand in meiner Strasse wohnt, dessen Ansichten ich komisch finde – okay, kein Problem, alles super, gerne wieder (ausser Nazis). Aber wenn ich mit jemandem in einer WG wohne, der ohne Ironie ein Stalin-Plakat aufhängt, maile ich ihm einen Immoscout24-Link.
Zu diesem taz-Kongress komme ich übrigens sehr gern, alles weiter per mail(ät)saschalobo.com
@ Sacha: Könntest Du eventuell die links zu meinem Blog „reparieren“? Im Eifer des Gefechts vertippe und verschussele ich manchmal was. Hier siehst Du Ihn mal richtig. Dank Dir!
Lieber Sascha Lobo,
welch herber Verlust für den Freitag: Ein selbstgefälliger Poser mit dem intellektuellen Niveau eines durchschnittlichen Sozis. Mir kommen die Tränen!
Wow. Was für ein klarer und intelligenter Kommentar. Vor allem der allerletzte Absatz. Genial. Ich habe Sie, Herr Lobo, bisher eher für einen „komischen Kauz“ gehalten (oder um es so auszudrücken wie mein Vorredner „ein selbstgefälliger Poser mit dem intellektuellen Niveau eines durchschnittlichen Sozis“, so einen Titel muß man sich glaube ich auch erst mal verdienen), als durchaus intelligent, aber bezüglich der Themen, die Sie interessieren, und der Meinungen, die Sie vertreten, für mich nicht als sonderlich wichtig empfunden. Ihr letzter Absatz las sich dann aber doch wie eine Offenbarung. JA, auch ich finde es unerträglich, daß die FDP vom Kern her vernünftige (und sonst von keiner Partei vertretene) Ziele hat, aber immer noch nicht verstanden hat, daß das neoliberale und neokonservative Politik- und Wirtschaftskonzept grandios gescheitert ist und daß ein freier Markt eben NICHT automatisch dem Allgemeinwohl nützt. JA, auch ich finde es unerträglich, daß Angela Merkel so gute Umfragewerte besitzt, obwohl sie objektiv NICHTS macht. NICHTS! Erst die Politik des Aussitzens, dann die der ruhigen Hand und jetzt die der kleinen Schritte. Hallo? In was für einem Land leben wir denn? Ich würde mir ebenfalls wünschen, daß nicht Parteienkalkül unsere Politik ausmacht, sondern objektiv vernünftiges Handeln die Richtschnur wäre. Wo Merkel schon mal Physik studiert hat. Selbst Naturwissenschaftler kann ich wohl behaupten, daß man davon nichts merkt. Tja, wo ist mein Medium? Ich habe mir aus lauter Verzweiflung schon mal eine neue Bergpartei bzw. einen Jakobinerklub herbeigewünscht, weil es wirklich schwierig ist, zu sehen, wie sich in diesem Land auf einem normalen Wege noch bedeutendes ändern soll, wenn schon die „Große Steuerreform“ seit so vielen Legislaturperioden und Kanzlerschaften angekündigt wird, seit ich denken kann und mich für Politik interessiere (objektiv 15 Jahre, gefühlt 300 Jahre).
Das einzig Gute ist. Die derzeitige Krise hat schon und wird noch ein solches Ausmaß annehmen, daß es unwahrscheinlich erscheint, daß nicht auch gravierende Änderungen zum Guten das Ergebnis sind, auch wenn dafür leider wieder weltweit Menschen sterben werden, Länder im Bürgerkrieg versinken usw. usf. Aber wenn diese Krise nicht zu einer veränderten Gesellschafts- und Wirtschaftsform führt, was soll dann dazu in der Lage sein?
Gruß.
das medium müssen wir uns selber machen. ist das nicht offensichtlich?
das medium müssen wir uns selber schaffen. ist das nicht offensichtlich?
Um noch mal auf Chavez zurückzukommen (mir gefällt der Artikel im „Freitag“ immer noch nicht und immer noch finde ich es schade, dort nicht was von Lobo zu lesen) hier ein sehr interessantes feature zu Medien, Demokratie, Chavez und Südamerika. Vielleicht sollte Sascha dem Hugo das twittern erklären: „Mediale Kreuzzüge. Lateinamerikas Medienkonzerne“
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/878690/
oh ja.. was soll man dazu noch sagen.. sei lieber unpolitisch lobo! du möchtegern neoyuppie…
Vielleicht sind die „Blätter“ (link) etwas für dich. Wer die nicht mag, ist entweder dumm oder nicht linksliberal.
*räusper*
Ansonsten wird es dünn im deutschen Blätterwald. Zeitungen? Fällt mir keine ein – gelegentliche Prantl-Artikel in der SZ ändern nichts an der stringent wirtschaftsliberalen Grundhaltung der Sueddeutschen. Sogar die FAZ (seit wenigen Jahren – und ich habe da den ehemaligen Konservativen Schirrmacher als Herausgeber durchaus im Verdacht) bringt als Tageszeitung mehr linksliberale Sichtweisen und Kritiken. Die Frankfurter Rundschau ist auch schon wirtschaftsliberal gewendet.
Was bleibt?
Natürlich die Zeit – wenngleich die nicht das Format ist, das Sascha Lobo sucht. Natürlich das Querlesen über den Blätter- und Internet-Wald inkl. des wirtschaftsliberal-konservativen Zeitgeistmagazins SpOn. Ab und an die TAZ – die besseren Artikel dort lohnen es.
Der Freitag ist zwar nicht sooo übel (ich finde ihn eher schlecht), m. E. ist er eher „diffus links“ denn linksliberal. Eine einzelne Chavez-Verherrlichung finde ich zwar peinlich, sehr peinlich, aber nun, man kann es auch als Debattenbeitrag werten. Chavez-Kritik findet sich im Freitag ja auch.
[…] am 18.2.: Sascha Lobo mag nicht mehr dabeisein. Nach dem Freitag kommt eben das Ende. (Der […]
[…] Kommentar von Lutz Herden auf der neuen Website des Freitags hat Sascha Lobo auf seinem Blog zum Rundumschlag gegen sämtliche Netzjounaillen ausgeholt, die gerne das linke Sprachrohr wären. In seinen Augen […]